Autoreninterview / Herbert Arp


Auf der Homepage meines heutigen Interviewgastes prangt ein wunderbares Zitat, das ich hier gern wiedergeben möchte. Es stammt von Mark Twain und lautet: »Der Unterschied zwischen dem richtigen Wort und dem beinahe richtigen ist derselbe Unterschied wie zwischen dem Blitz und einem Glühwürmchen.«

 

Und wohl kaum etwas könnte HERBERT ARP besser beschreiben, als dieses Zitat. Oder … um es mal simpelst auszudrücken: Der Typ ist der Knaller! Wortgewandt, stimmgewaltig und alles andere als spaßbefreit ! Freut euch auf ein launiges Interview!

 

Viel Spaß beim Lesen und DANKE an Herrn Arp - seines Zeichens Autor, Sprecher, Journalist und Sozialarbeiter. Was will man mehr? Eben.



Lieber Herbert, erfüllt sich mit der Autorentätigkeit ein lang gehegter Traum oder hast du bereits früher Bücher auf den Markt gebracht?

 

Du machst dir kein Bild. Geschichten zu veröffentlichen, wünsche ich mir schon seit meiner Kindheit. Allerdings blieben die damaligen Versuche, Ultrakurzgeschichten in lokalen Zeitungen unterzubringen, erfolglos. Es wollte wohl niemand etwas über einen Mann lesen, in dessen Hose es stets regnete. Also ja, es ist ein lang gehegter Traum und ich möchte hinzufügen: Ich habe Blut geleckt!

 

Könntest du das mit dem ominösen Herrn und »Regen in der Hose« kurz näher erläutern? Reden wir von tragischer Inkontinenz oder gewissen Erwachseneninhalten - wobei letzteres durchaus bildlich zu verstehen ist?


Keines von beiden. :-D Genau genommen wusste ich in dem Alter weder von dem einem noch vom anderen – zumindest nichts Bestimmtes. Es regnete in der Hose, so wie es manchmal vom Himmel regnet. Die Hose war von innen immer nass. Das ist natürlich sehr unangenehm, besonders an kalten Tagen. Da bilden sich schnell mal Eiszapfen. Oder einer …

 

Meine Güte! Ich hoffe, es sind keine irreparablen Spätschäden zurückgeblieben ... ;-) 

 

Hörst du Musik, während du schreibst und falls ja, welche Richtung?

 

Auf keinen Fall! Musik lenkt mich ab. Nicht nur, dass ich mich etwa alle drei Minuten auf ein neues Lied einstellen müsste, ich wäre auch immer versucht, aufzustehen und schwungvoll in den Stift zu singen – wenn ich einen benutzen würde.

 

Ohne Outing in Sachen »Singsang« kommt hier niemand davon. Nenn uns bitte einen Lieblingssong und eine Lieblingsband.

 

Das ist schwer, wirklich. Ich höre je nach Situation gerne Elektroswing, Queen, AC/DC, Gloria Gaynor, Greenday, Meghan Trainor, Tschaikowski, Smashing Pumpkins oder Abba. Grundsätzlich mag ich es flott, außergewöhnlich und am liebsten mit melodischer E-Gitarre. Metal höre ich nur auf dem Niveau von Metallica, Härtere Gangarten gefallen mir da nicht. Ebenso wenig wie Techno, Trance oder Schlager. Reicht das als Antwort?

 

Könnte knapp werden, aber rudimentär ist besser als nix  ...  :-D 

 

Zu welcher Tages- oder Nachtzeit kommen dir für gewöhnlich die besten Ideen?

 

Nachts. Ich bin definitiv ein Nachtmensch. Manchmal stößt mich auch der Alltag auf Ideen, aber frühestens nach dem dritten Kaffee. Vorher stoße höchstens ich dem Alltag vor die Nase.

 

Aha, ein Morgenmuffel. :-)

 

U-n-b-e-d-i-n-g-t!

 

Schreibst du nach »Ideen-Erhalt« einfach drauflos und die Story entwickelt sich, oder arbeitest du streng nach einem vorab ausgearbeiteten Skript?

 

Eine Mischung aus allem. Ich bereite Eckpunkte vor, entwickle Plot-Höhepunkte, aber alles dazwischen ist bisher noch Freistil. Das ist nicht immer gut, doch manchmal gibt mir das die nötige Freiheit, Charaktere, Story und Twist zu entwickeln.

 

Wo schreibst du bevorzugt?

 

Nur an meinem Schreibtisch, der im Augenblick vor Chaos nur so strotzt. Ich liebe große Schreibtische, aber sie bergen stets die Gefahr, eine Art schnelle Ablage für »NOCH ZU ERLEDIGEN« zu bilden.

 

Glaub mir, die Größe des Schreibtisches ist in Sachen »Ablage« relativ. Letztendlich kommt es auf die Deckenhöhe an. :-D

Ich schreib übrigens auch bloß am Schreibtisch. Damit zählen wir wohl zu einer aussterbenden Rasse ... 

 

Es heißt ja, dass ein aufgeräumter und kleiner Schreibtisch ein Kreativitätsblocker sei. Ich fühle mich in der Unordnung durchaus wohl, heimisch und geborgen. Außerdem zwingt mich das Chaos dazu, ungerade zu denken. Und wir sind da in guter Gesellschaft. Der Schweizer Entwicklungspsychologe Jean Piaget soll zum Beispiel auch stets an einem vollgestopften Schreibtisch gesessen haben.

 

Du durstig bei der schriftstellerischen Arbeit. Wer ist dein Favorit? Kaffee, Tee, Kakao, Bier oder nichts von allem?

 

Kaffee ist mein Elixier, kombiniert mit kaltem Leitungswasser. Abends trinke ich dann aber auch mal ein Bier.

 

Naschst du nebenher?

 

Glücklicherweise reizen mich süße Naschereien nur in Ausnahmefällen. Ich liebe aber Kaschukerne und Pistazien. Trotzdem, dass ich nebenher nasche kommt eher selten vor.

 

Was ist dir in der Regel lieber: Ein Spaziergang mit deinem Lieblingsmenschen am Meer bzw. im Wald oder eine fröhliche Party mit Freunden?

 

Ich kann beides, aber wenn ich ehrlich bin, werden mir viele Menschen auf engem Raum bei dröhnender Musik schnell zu stressig. Eine Party mit Freunden kann ich ein Mal im Monat machen, den Spaziergang am Meer am liebsten täglich.

 

Welchen Stellenwert nimmt der Humor in deinem Leben ein?

 

Der Schauspieler und Schriftsteller Curt Goetz soll einmal gesagt haben: »Wer mit Humor zu sterben verstünde, hätte die höchste Stufe der Kultur erreicht.« Ich glaube, das sagt alles. Humor ist ein Teil meines Lebens. Mal flach, mal hintergründig, mal affektiv. Ehrlich, welcher Mensch bei Verstand könnte diese Welt ohne Humor ertragen?

 

Hältst du ein oder mehrere Haustiere? Falls ja, was für welche?

 

Zwei Haustiere wohnen bei mir: eine Klopskatze und ein Schnüffelterminator. Ersteres ist eine mehrfarbige Glückskatze mit den Ausmaßen eines Garfields, zweiteres ist ein anthrazitfarbener Goldendoodle mit einer sehr feinen Nase für alles, was verschlungen werden kann.

 

Vielleicht sollten wir in dieser besinnlichen Zeit ein Weihnachtsmärchen wahr werden lassen und deine Glücksmietze mal mit einem Herrn von Format bekannt machen. Ich hätte da ein Exemplar im Angebot. Lass und Fotos tauschen … eventuell beißen sie an ...

 

 

Wenn du für einen Tag dein Haustier wärst, und sprechen könntest: Was würdest du dir unbedingt sagen wollen?

 

»Fütter mich! Schneller! Mehr!« - Das sagen die beiden vermutlich tatsächlich zu mir.

 

Hier in Spanien lauten die Befehle ähnlich. Muss eine EU-Norm sein. :-D 

 

Magst du Gartenarbeit?

 

Ich habe keinen Garten. Ich mache mich auch nicht gerne schmutzig. Also vermutlich eher nicht.

 

Ach du meine Güte ... etepetete … :-D Hegst du wenigstens ab und an schmutzige Gedanken?

 

Etwa alle sieben Sekunden. Und du?

 

Was sind das hier für Fragen??? 

 

Welcher ist dein bevorzugter Kleidungsstil und warum?

 

Leger, denke ich. Jeans, Kapuzenpulli, T-Shirts, ausgelatschte Schuhe. Es ist einfach bequem und ich fühle mich wohl darin. Außerdem kaschieren Kapuzenpullis das kleine Bäuchlein ganz gut. Zu gegebenen Anlässen ziehe ich natürlich auch gerne Hemden an. Einen Anzug besitze ich derzeit nicht.

 

Ich frage mich gerade, ob du einen Witz gemacht hast oder deine Hoddies wirklich verkehrt herum anziehst ... von wegen Bäuchlein kaschieren … 

 

Nein , ich ziehe die schon richtig herum an. Außer nach langen Nächten, da ist die Kapuze ganz praktisch, um effizient die Augenringe zu verbergen. :-D

 

Hervorragender Tipp! Spart den Abdeckstift. ;-)

 

Was gibt es Positives über deinen derzeitigen Wohnort zu sagen?

 

Gegenfrage: Gibt es etwas Negatives darüber zu sagen? Ganz bestimmt, aber ich sehe das nicht. Hamburg ist für mich die absolute Traumstadt. Wir sind weltoffen, kreativ, vielseitig und vor allem nicht so redselig. Hamburg hat einen atemberaubenden Hafen, viele Parks, die Alster, die Reeperbahn, Villenviertel, Szeneviertel, echte Viertel. Ich kam bisher noch nirgendwo mit so vielen Menschen unterschiedlichster Couleur zusammen wie hier. Diese Stadt inspiriert.

 

Wie bitte? Nicht so redselig? Hahaha ... 

 

Was möchtest du deinen Fans mitteilen?

 

Außer »Ihr seid großartig!«?

 

Liebe Fans, Euer unermüdlicher Zuspruch, Eure Hingabe, Eure Motivation sind für mich das, was das Benzin für ein Auto ist. Macht bitte weiter so!

 

Verrate uns einen oder zwei deiner Lieblingsfilme.

 

Oha. Ich schaue tatsächlich kaum Filme. Aber wenn ich mich festlegen müsste: Monty Pythons Werke wie »Die Ritter der Kokosnuss«, »Das Leben des Brian« oder »Wundervolle Welt der Schwerkraft« sind seit meiner Kindheit in der Top Ten der Lieblingsfilme.

 

Was schätzt du an deinen (echten) Freunden am meisten?

 

Ihre Loyalität, ihre Ehrlichkeit, ihren Humor und ihre Besonderheiten. Wenn ich meine echten Freunde – und das sind sehr wenige – nach einem halben Jahr Funkstille anrufe, stellen sie nie die Frage »Warum hast du dich so lange nicht gemeldet?«, sondern »Wie schön, von dir zu hören!«

 

Was für ein Projekt steht als nächstes auf dem Programm?

 

Wir arbeiten mit Hochdruck an der dritten Tschüsschen-Anthologie, aber gleichzeitig schreibe ich noch an einem Roman und einem Sachbuch. Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen.

 

An dieser Stelle ein Kompliment für die »Tschüsschen, Tschüsschen«-Reihe. Zur Erläuterung für die Leser, denen sie unbekannt ist: Mehrere engagierte Autoren haben sich zusammengetan und veröffentlichen seit Herbst 2018 in unregelmäßigen Abständen Gemeinschafts-Anthologien mit überwiegend skurrilen Inhalten. Ein gelungenes Projekt, das zeigt, wie hervorragend die kollegiale Vernetzung funktionieren kann.

 

Vielen Dank! Die Zusammenarbeit untereinander ist unglaublich harmonisch, inspirierend und kreativ. Ich schätze diese Autorengruppe sehr!

 

Wenn du eine Rede vor den Vereinten Nationen halten dürftest, um welches Thema würde es vorrangig gehen?

 

Ernstes Thema: Soziale Gerechtigkeit. Der Illusion, ein erfolgreiches Plädoyer zum Weltfrieden halten zu können, gebe ich mich nicht hin. Das ist wohl zu meinen Lebzeiten hoffnungslos.

 

Traurig, aber dem stimme ich zu. Existiert ein absoluter Lieblingsschriftsteller, der dich stärker als alle anderen beeindruckt, bzw. geprägt hat?

 

Unbedingt. John Ronald Reuel Tolkien. Niemals habe ich von einem anderen Menschen gehört, dessen Fantasie ausreichte, um eine komplette Welt inklusive Sprachen und Mythologien zu erschaffen, die bis in den letzten Winkel glaubwürdig und lebendig wirkt. Wahnsinn!

 

Okay, George Raymond Richard Martin kommt dicht dran, aber meiner Meinung nach erreicht »A Song of Ice and Fire« nicht diese literarische Tiefe von Tolkiens Werken, die weit über die Romane hinausgeht.

 

Aua ... und das auf der Webseite einer absoluten Fantasy-Phobikerin …

 

Ha, das tut mir leid. Wenn dir Science-Fiction eher liegt: Larry Niven oder Stanisław Lem haben auch großen Eindruck auf mich gemacht. Und daneben - aus dem Horror-Genre - Howard Phillips Lovecraft.

 

Hast mich ertappt, mag Sci-Fi, beispielsweise Isaac Asimov. Bitte gib uns noch einen gut gemeinten Ratschlag fürs Leben.

 

Vielleicht ein Zitat, das ich immer wieder gerne anbringe, weil es eine so elementare Wahrheit beinhaltet: »Beurteilt ein Buch niemals nach seinem Umschlag.«

 

Wohl wahr … es existieren zu viele Hochglanzumschläge auf dieser Welt, hinter denen seichte Lektüre lauert … .

 

Und umgekehrt, genau.

 

Damit hast du's geschafft! Danke für das heitere Gespräch und weiterhin Erfolg mit deinen Werken, egal ob Solo-Projekt oder im Rahmen der »Tschüsschen,Tschüsschen«-Reihe.

 

Herzlichen Dank, auch für den Erfolgswunsch. Es war mir eine Freude.


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