Was stellt die wohl schönste Bestätigung für eine Autorin dar? Antwort: von vielen Menschen gelesen zu werden. Mein Interviewgast im Oktober 2017 hat es geschafft. LISA SKYDLA trägt dank ihrer beliebten Romane fast schon routinemäßig den begehrten "All-Star-Bonus" von Amazon nachhause und hat auch sonst Interessantes zu erzählen. Vom Samowar über den Wohnflur bis hin zum (echten) Hausadler ... .
Herzlichen Dank an Lisa für dieses Interview und wie immer viel Spaß beim Lesen.
Liebe Lisa, es freut mich, dass du mein Gast bist! Wie alt warst du, als dein erstes Buch auf den Markt
kam?
Ups, da muss ich überlegen! Ich müsste damals ungefähr 28 gewesen sein. So ganz genau weiß ich es nicht mehr.
Bist du Verlagsautorin oder Selfpublisherin?
Ich bin beides oder gar nichts davon. Irgendwie passe ich nie in Schubladen :-). Meine Bücher laufen über einem
Verlag, der mir selbst bzw. meinem Mann gehört. Also habe ich die Arbeit einer Selfpublisherin, aber nicht die Vorteile einer Verlagsautorin.
Da hilft wohl nur die direkte Beschwerde bei der Verlagschefin oder dem Verlagschef ... :-D Hörst du Musik, während du
schreibst und falls ja, welche Richtung (bspw. Klassik, Rock, Rap, spezielle Band/s)?
Oh ja, ohne Musik geht gar nichts. Was ich höre, richtet sich immer nach dem jeweiligen Projekt. Im Moment schreibe ich über einen
russischen Boxer. Da höre ich sehr viel russische Musik, die ich aber auch sonst sehr liebe.
Wie viel Zeit hast du für dein aktuelles bzw. letztes Werk benötigt, inklusive Recherche?
Alles in allem habe ich gute vier Monate gebraucht. Wobei ich zu bedenken geben möchte, dass ich Vollzeitautorin
bin.
Schreibst du einfach drauflos und die Geschichte entwickelt sich, oder arbeitest du streng nach einem vorab ausgearbeiteten
Skript?
Ich habe eine grobe Idee im Kopf, die ich ganz kurz ausarbeite. Heißt, ich notiere wirklich nur knapp, was in der Geschichte passieren
soll. Anschließend beginne ich mit dem Schreiben, die Protas entwickeln ihr Eigenleben und ich kann mir meine schönen Ideen abschminken. :-D Du glaubst nicht, wie widerspenstig Protagonisten sein
können! Sie haben echt ihre eigenen Gedanken und Vorstellungen, wie so eine Story abzulaufen hat!
Ich stelle mir gerade vor, wie ihr euch lautstark streitet. :-) Wo schreibst du bevorzugt?
Ich habe mir in unserem unbenutzten Wohnzimmer eine Arbeitsecke eingerichtet. Dort steht mein Samowar, ein Haufen Kleinkram, wie
Kerzen, Lichter, eine verspielte Lampe, kleine Figuren (immer je nach Jahreszeit). Ich sitze direkt vor dem Fenster und sehe auf unsere Voliere. Ein Stück weiter ist ein Feld, danach kommt der
Wald. Also sehr ländlich-idyllisch.
Das liest sich, als hättest du es dort sehr gemütlich. Aber wieso trägt der Rest des Wohnzimmers den Stempel »unbenutzt«? Ein
Wohnzimmer ist doch eigentlich zum Wohnen da. Oder darf dich niemand stören und deshalb bleibt der Rest verwaist?
Wir sind eine Familie von Workaholics, okay, die Kinder mal ausgenommen. Aber mein Mann und ich sitzen meistens vor den PCs und
arbeiten. Falls wir nicht arbeiten, sind wir auf der Terrasse oder im Flur. Wir haben einen Wohnflur. Daher ist das Wohnzimmer meistens verwaist.
Auf einer Skala von 1 (keimfrei sauber) bis 10 (gerade noch beherrschbares Chaos): Wie ordentlich sieht es an deinem
Arbeitsplatz aus, wenn du in die Tasten hämmerst?
Ich würde sagen, das ist eine klare 5. Es könnte ordentlicher sein, aber ich hab wie gesagt, viele kleine Dinge auf dem Schreibtisch.
Daneben natürlich ein Fremdwörter-Lexikon, ein Schreibbrett mit Notizen und mindestens zwanzig handgeschriebene Zettel mit wichtigen Ergebnissen aus der Recherche.
Das mit den Notizzetteln kenne ich irgendwoher. Zu welcher Tages- oder Nachtzeit kommen dir für gewöhnlich die besten
Ideen?
Nachts bin ich am produktivsten. So ab 22:00 Uhr, wenn meine Familie langsam in die Federn kriecht. Danach hab ich meine Ruhe und im
Kopf beginnt es, zu rattern.
Du durstig bei der schriftstellerischen Arbeit. Wer ist dein Favorit? Kaffee, Tee, Kakao, Wodka, oder nichts von
allem?
Wodka? Du bist lustig. Alkohol trinke ich nur, wenn die erotischen Szenen so gar nicht gelingen wollen. Oder auf Messen, da liebe ich
es, mit netten Leuten ein Glas Sekt zu trinken. Ansonsten steht neben meinem Arbeitsplatz Wasser und Cola light. Zusätzlich existiert ein Samowar für frischen Tee.
Naschst du nebenher?
Ich versuche immer noch, die Idealfigur zu erreichen. Deshalb nasche ich fast nicht. Ab und zu gibt es Gummibärchen oder auch mal
zuckerfreie Bonbons.
Was ist dir in der Regel lieber: Ein Spaziergang mit deinem Lieblingsmenschen am Meer bzw. im Wald oder eine fröhliche Party
mit Freunden?
Der Spaziergang! Ich bin nicht so der Party-Typ. Vielleicht bin ich auch langsam zu alt, um mich mit vielen lauten Leuten zu
amüsieren. Dann lieber einen sommerlichen Grillabend auf der Terrasse oder eben einen langen Spaziergang mit Hund, Mann und Kindern.
Welchen Stellenwert nimmt der Humor in deinem Leben ein?
Er ist wichtig. Man sollte sich selbst nie zu ernst nehmen.
Hast du ein oder mehrere Haustiere? Falls ja, was für welche?
Ich besitze einen ganzen Zoo! Vier Katzen, einen Hund, zwei Bartagamen (wobei ich die englische Bezeichnung »Bearded Dragons« viel
schöner finde), einen Wels, einen Uhu und einen Adler. Und ja, ich liebe jedes einzelne Tier. Sie gehören zu meiner Familie.
Als ebenfalls vielfache »Zoodirektorin« kann ich dir nur zustimmen. Haustiere sind Familienmitglieder! Aber jetzt möchte ich
natürlich wissen: Wie bist du zu dem Uhu und dem Adler gekommen?
Indem ich meinen Mann geheiratet habe. ;) Er ist Hobby-Falkner. Den Uhu hatte er schon. Wir haben, nach dem Tod meines ersten Greifs, einem wunderschönen Saker-Falken, den Adler gekauft.
Magst du Gartenarbeit?
Nein, ich hasse jede Form von Gartenarbeit. Genauso sieht unser Garten auch aus. Der Nabu ist begeistert von der Vielfalt der
Unkräuter, die die Bienen brauchen, die Nachbarn rümpfen die Nase.
In diesem Fall sind die leidgeprüften Bienen wichtiger! Welcher ist dein bevorzugter Kleidungsstil und
warum?
Ich weiß nicht, ob man bei mir von einem Stil reden kann :-D. Ich trage das, was ich mag und achte wenig darauf, ob es zum Anlass
passt. Ich liebe Jeans und Westernstiefel, dazu eine Lederjacke. Zuhause laufe ich auch in Jogginghose und Shirt herum. Natürlich ziehe ich mich auch gerne mal schick an.
Was gibt es Positives über deinen derzeitigen Wohnort zu sagen?
Birlenbach ist ein nettes Dörfchen mit ungefähr 1500 Einwohnern. Hier gibt es keine Rechtsradikalen, es ist wunderbar still und man
ist in weniger als drei Minuten im Wald. Die Leute hier sind eher zurückhaltend, aber freundlich.
Was möchtest du deinen Fans mitteilen?
Ich liebe meine Fans, denn sie haben aus mir gemacht, was ich bin. Ohne euch wäre ich nur eine Frau, die irgendwelche Geschichten
schreibt. Ihr seid die Besten!
Was möchtest du deinen Kritikern mitteilen?
Ihr helft mir, besser zu werden! Natürlich macht mich konstruktive Kritik nachdenklich. Ich bespreche sie mit meinen Testlesern und
auch mit meiner Lektorin. Danach entscheiden wir gemeinsam, ob wir sie annehmen oder eben nicht. Oft geht es ja auch um den persönlichen Geschmack. Da kann ich es leider nicht allen recht
machen.
Das stimmt. Verrate uns einen oder zwei deiner Lieblingsfilme.
Ups, da gibt es viele! Einmal ist da die »Immenhof«-Reihe, damit meine ich die ersten drei Teile, die ich immer wieder anschaue. Bei
diesen Filmen werden Erinnerungen wach. Ich bin so ähnlich aufgewachsen, wie die Mädels dort. Und dann liebe ich den Film »Das Wirtshaus im Spessart«. Liselotte Pulver ist in meinen Augen eine
ganz große Schauspielerin. Wie gesagt, es gibt noch eine Menge anderer Filme, die ich mag, bspw. aus dem Action-Bereich.
Was schätzt du an deinen (echten) Freunden am meisten?
Dass ich mich immer auf sie verlassen kann, egal was ich mir für Unsinn ausdenke. Wenn ich mit einem Vorschlag komme, fragen sie nur:
»Wann soll es losgehen?«
Ja, das sind die besten. :-D Wieso behandelst du in deinen Büchern hauptsächlich die Themen Erotik und Fantasy?
So ganz stimmt das nicht. Ich habe mit SM-Erotik und Liebesromanen angefangen. Die Fantasy kam später dazu. Es hat mich sehr genervt,
dass mich gefühlt jeder Zweite gefragt hat, ob ich auch auf den »Shades of Grey-Zug« aufgesprungen sei. Manche haben mir sogar unterstellt, ich hätte Szenen oder Verhaltensweisen aus der Reihe
übernommen, obwohl meine Werke viel früher geschrieben wurden. Deshalb habe ich begonnen, Fantasy-Elemente in die Geschichten zu mischen, einfach auch, um mich abzugrenzen. Aber es gibt immer
noch reine Erotik-Stories.
Welches Projekt steht als nächstes auf dem Programm?
Eine Geschichte um eine Frau, die einem russischen Boxer begegnet. Kira ist mit einem ziemlich egozentrischen Mann verheiratet, der
sie lieblos behandelt. Sie versucht ihre Ehe mit einem gemeinsamen Urlaub zu retten, aber hier trifft sie auf Nikolaj. Mehr möchte ich noch nicht verraten. Es wird spannend, es wird heiß und die
Erotik kommt auch nicht zu kurz.
Klingt gut. Deine zahlreichen Fans werden sich freuen. Radikaler Themenwechsel: Wenn du eine Rede vor den Vereinten Nationen halten müsstest, um welches Thema würde es vorrangig
gehen?
Ich denke, ich würde über Menschlichkeit sprechen. Darüber, dass man miteinander viel weiter kommt, als
gegeneinander.
Weise Worte. Gibt es einen absoluten Lieblingsschriftsteller, der dich mehr als alle anderen beeindruckt bzw. geprägt hat?
Nein, es gibt viele Schriftsteller, die mich beeindruckt haben. Geprägt hat mich niemand davon, aber ich bewundere etliche meiner
Kollegen.
Eine sehr kollegiale, sympathische Haltung. Bitte gib mir noch einen gut gemeinten Ratschlag fürs Leben.
Nimm das Leben nicht zu ernst, du überlebst es ja doch nicht.
Meine Rede. Danke für das interessante Interview.