FURIOUS LOVE


Titel: Furious Love

Autoren: Sam Kashner, Nancy Schoenberger

Verlag: Heyne

Erschienen: 19.03.2012

Umfang: 544 Seiten (geb. Ausgabe)

Genre: Biografie

 

Erhältlich als E-Book und Hardcover.

 

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Einleitung / Besprechung: Biografien gibt es viele, langweilige wie unterhaltsame. Der heute vorgestellte Titel fällt für mich in die zweite Kategorie. Leider sind Elizabeth Taylor und Richard Burton schon länger dabei, zu Staub zu zerfallen. Ungeachtet dessen, wirken die Star-Romanzen, bzw. Promi-Schlammschlachten der Neuzeit, wie "halbgare Light-Geplänkel" - vergleicht man sie mit der leidenschaftlichen Lovestory dieser beiden Stars.

Ihre Geschichte dominierte über Jahrzehnte die Yellow Press, und das Interesse der Öffentlichkeit war immens. Was Taylor und Burton erlebten, egal ob als Paar oder Einzelpersonen, sprengt die üblichen Inhalte des menschlichen Daseins um ein Vielfaches.

 

Auf der einen Seite dieser Jahrhundert-Liebesgeschichte finden wir die bildschöne Schauspielerin, die bereits als Kind fast ausschließlich von Menschen umgeben war, die vor allem eines wollten: Geld mit dieser Schönheit verdienen. Echte Anerkennung für ihre darstellerischen Fähigkeiten erhielt Elizabeth Taylor hingegen selten, ausgenommen vielleicht für ihre Rollen in "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" oder "Die Katze auf dem heißen Blechdach." Zumeist wurden ihre mimischen Leistungen auf das Image der atemberaubenden Schaufensterpuppe reduziert, während Burton üblicherweise als charismatischer Charakterdarsteller zelebriert wurde, der sich aus Liebe zu dieser Femme fatale auf billige Mainstream-Produktion einließ und sein Talent vergeudete. Dies vor allem deshalb, um den legendär luxuriösen Lebensstil des Paares aufrechtzuerhalten.

 

Wer diverse Biografien über beide gelesen hat (so wie ich) kommt sicherlich irgendwann zum Schluss, dass Liz Taylor privat die stärkere, dominantere Persönlichkeit war. Eine willensstarke Frau, die fluchen konnte wie ein Bierkutscher, lustvolle, grobe Auseinandersetzungen mit ihren Liebhabern forcierte und es so genoss, in einer Welt voller Speichellecker, auch einmal dominiert zu werden (zumindest im Bett). Dabei scherte sie sich einen Dreck um das, was andere über sie dachten. Elizabeth Taylor lebte ihr Leben (und ihre Lieben) in vollen Zügen. Gegenüber Freunden und Angestellten zeigte sie oftmals eine große Loyalität und Hilfsbereitschaft. Andererseits kostete sie ihr Machtpotenzial über die Männerwelt bei Bedarf rücksichtslos aus.

Und war sie wieder einmal im Alkohol- oder Tablettensumpf (ersatzweise im Olymp der Fettleibigkeit) gelandet, so schaffte sie es doch immer wieder aufzustehen.Nicht selten wie der berühmte Phönix aus der Asche. Dazu gehört eiserner Wille und Durchhaltevermögen. über beides verfügte sie – im Gegensatz zu Burton, der den Höhen und Tiefen jener extrem leidenschaftlichen Beziehung wohl weniger gewachsen war. Richard, der bereits vor ihrer ersten Begegnung an Alkoholsucht litt, verfiel vollends der Droge und baute dramatisch ab. Letztendlich starb er Jahrzehnte vor Elizabeth.

 

"Furious Love" erzählt, wie viele andere Werke, die Liebesgeschichte der beiden Hollywoodstars, glänzt aber mit einem Pluspunkt – dem Abdruck verschiedener Briefe und Notizen, die Burton an die Taylor schrieb, zur Veröffentlichung freigegeben von dessen letzter Ehefrau Sally Hay. Ein interessantes Goddie für alle Fans. Sätze wie: "Ohne dich gibt es kein Leben, fürchte ich. Und ich fürchte mich," bringen schließlich fast jedes romantische Leserherz zum Schmelzen.

 

Den eigentlichen Verdienst von "Furious Love" sehe ich jedoch darin, dass dort recht deutlich zum Ausdruck kommt, wer wem letztendlich den Laufpass gab. Und es war (liest man obiges Buch) eben nicht Burton, der die Taylor von der Leine lies. Nein, sie war es, die ihm ein letztes Ultimatum in Sachen "Abkehr vom Alkohol" stellte und die Reißleine zog, als klar war: Das wird in diesem Leben wohl nichts mehr. Auch dazu gehört enorme Stärke, denn einen geliebten Menschen aus der "Schusslinie" zu entfernen, weil man fühlt, dass die gemeinsame, extreme Beziehung diesen immer mehr an den Abgrund führt, bedeutet, die eigenen Interessen hinter das Wohl des Anderen zu stellen. Das schaffen nur Wenige. Und das Epische an jener Lovestory stellt ja nicht zuletzt der Umstand dar, dass beide (bis zu seinem Tod) zwar räumlich getrennt und mit neuen Partnern verbandelt, aber im Herzen wohl nie entzweit waren.

 

Nach Burtons Tod hat die Taylor mit ihrem Engagement in Sachen Aids-Aufklärung und Aids-Hilfe Großes geleistet. Mitte der 80er Jahre, als diese Krankheit noch das Stigmata der "Seuche" trug, schenkte sie ihrem sterbenskranken Schauspielkollegen und engem Freund Rock Hudson bei einem Besuch im Krankenhaus einen Kuß. Zu jener Zeit ein echter Tabubruch.

 

Persönliches Fazit: "Furious Love" kommt nicht ganz an die grandiose Taylor-Biografie von C. D. Heymann heran, und wer schon ähnliche Werke gelesen hat, wird nicht viel Neues entdecken. Trotzdem ist das Buch unterhaltsam und wirft nebenbei einen tiefen Blick hinter die Kulissen der »Traumfabrik Hollywood« und die dortigen gesellschaftlichen Gepflogenheiten der fünfziger und sechziger Jahre. Wobei der exzessive Genuss von Alkohol, sowie skrupellose Leibärzte, die harte Medikamente verschrieben als wären sie Placebos, fast schon zum guten Ton gehörten.

 

Bewertung: Lesenswert - 4,5 von 5 Wiesenhalmen!