Autoreninterview / Jo Liebig


Das Jahr 2019 geht zu Ende, aber mein heutiger Interviewgast hat es gerade noch geschafft, seine erste Kurzgeschichte in einer Horror-Anthologie zu präsentieren. Jo Liebig, abseits des Schriftstellerdaseins, Zigarrenfan und Whiskyliebhaber, ist mit Sicherheit ein Mutmacher für alle, die sich erst in späteren Lebensjahren (wir reden konkret  von "Ü40") dazu entscheiden, mit ihren Stories den Buchmarkt zu erobern. Zu einem Autorenfoto ließ er sich leider nicht überreden, also wundert euch nicht, dass er auf dem Ersatzmotiv kein einziges Fältchen aufweist. :-D

 

Wie immer viel Freude beim Lesen und DANKE an JO LIEBIG für das haarige Interview. :-D



Lieber Jo, erfüllt sich mit der Autorentätigkeit ein lang gehegter Traum oder hast du früher bereits Bücher auf den Markt gebracht?

 

Ich schreibe zwar seit meiner Jugend, habe mich jedoch erst vor Kurzem dazu entschlossen, meine Werke zu veröffentlichen. Umso glücklicher war ich, als mein Manuskript von einem Verlag angenommen wurde. Ich habe vorher darüber nachgegrübelt, im Selfpublishing zu veröffentlichen, aber da ich die Sozialen Medien aufgrund ihrer Konzernpraktiken im Hintergrund nicht mag, wäre das wohl ein Problem geworden. Ich meine, was die Vermarktung angeht.

 

Hörst du Musik, während du schreibst?

 

Oft, meist Dance und House. Namen fallen mir dazu spontan nicht ein. Schnell und basslastig müssen die Songs sein, das reicht vollkommen, um den Schreibfluss zu unterstützen.

 

Wie viel Zeit hast du für dein aktuelles bzw. letztes Werk benötigt - inklusive Recherche?

 

Knapp vier Wochen, von der Idee bis zur Fertigstellung. Ursprünglich sollte "Der Forst" in eine ganz andere Richtung gehen. Die Geschichte hat dann aber eine Wendung genommen. Planung und Ausführung liegen oft meilenweit auseinander.

Letztendlich muss man als Autor mit dem Resultat zufrieden sein. Darauf kommt es an.

 

Schreibst du einfach drauflos und die Geschichte entwickelt sich oder arbeitest du streng nach einem vorab ausgearbeiteten Skript?

 

Nein, kein ausgearbeitetes Skript. Ich gehöre zu den chaotischen Schreiberlingen und folge spontanen Einfällen. Meist beginnt es mit einer Grundidee, einem Dialog oder einem kurzen Ereignis. Nach und nach, und da können durchaus Wochen oder Monate vergehen, fülle ich die Geschichte stückweise mit weiteren Ideen, Dialogen oder Ereignissen.

Meistens steckt harte Arbeit dahinter, bis endlich alles zueinander passt; Stichworte: Lesbarkeit und nachvollziehbare Handlungen, samt einer natürlich erscheinenden Gefühlswelt der Personen. Einige meiner Schubladen sind voll mit Manuskripten.

 

Wo schreibst du bevorzugt?

 

Ich habe keinen bevorzugten Schreibort und bin bei gutem Wetter in der Freizeit auch oft draußen kreativ, bspw. am See, im Café, im Wald  

 

Meine Güte, im Forst? DAS wäre mir viel zu gruselig ...  :-.D

 

Auf einer Skala von "1" (keimfrei sauber) bis "10" (gerade noch beherrschbares Chaos): Wie ordentlich sieht es an deinem Arbeitsplatz aus, wenn du in die Tasten hämmerst?

 

Wenn ich mit der Workstation, also am Schreibtisch arbeite, liegen wir bei einer "13". Den Bildschirm kann ich nur noch erahnen. Ein Wunder, dass ich selbst Platz finde.

 

Zu welcher Tages- oder Nachtzeit kommen dir für gewöhnlich die besten Ideen?

 

Es existieren keine bestimmten Zeiten. Es gibt aber ein paar Orte, an denen mich die Ideen geradezu anfallen. Aber die behalte ich lieber für mich. :-D

 

Falls du damit (auch) das WC meinst ... Ich glaube, auf dem "Örtchen" sind schon vielen Autoren die haarsträubensten Ideen gekommen. :-D

 

Du durstig bei der schriftstellerischen Arbeit. Wer ist dein Favorit? Kaffee, Tee, Kakao, Wodka oder nichts von allem?

 

Ich? Durstig? Immer. Aber beim Schreiben nur Kaffee, Kaffee, Kaffee ...

 

Naschst du nebenher?

 

Nein, ich habe keine Hand dafür frei, schreibe ja oder raufe mir dir Haare! 

 

Ich denke, du hast keine mehr? Zumindest auf dem Kopf. Das wirft interessante Fragen auf, etwa in Sachen "Beinbehaarung" ... :-D

 

Da sind die Haare geflochten. ;-)

 

Ich sag nix mehr ... :-D  Was ist dir in der Regel lieber: ein Spaziergang mit deinem Lieblingsmenschen am Meer bzw. im Wald oder eine fröhliche Party mit Freunden?

 

Ganz klar der Wald. Aber nicht der Forst. ;-)

 

Welchen Stellenwert nimmt der Humor in deinem Leben ein?

 

Humor sollte man schon besitzen, sonst wird man irgendwann verbohrt und unwirsch. Hm, ich sollte mehr lachen.

 

Na ja, noch klappt's ja ganz gut mit dem unverbohrten Interview. Hältst du ein oder mehrere Haustiere? Falls ja, was für welche?

 

Momentan nicht, aber es gab mal ein Salzwasseraquarium. Letzlich war mir das zu pflegeintensiv.

 

Magst du Gartenarbeit?

 

Im Sommer ja.

 

Welcher ist dein bevorzugter Kleidungsstil und warum?

 

T-Shirt, Jeans  … der Bequemlichkeit geschuldet.

 

Was gibt es Positives über deinen derzeitigen Wohnort zu sagen?

 

Ich lebe ländlich, in einem typischen Dorf. Zwar wohnt ein Großteil meiner Kunden, die ich im Rahmen meines Brotjobs besuche, in einer benachbarten Großstadt, aber da würde ich mich auf Dauer unwohl fühlen.

 

Was möchtest du deinen Fans mitteilen?

 

Hallo liebe Fans, wenn's euch denn gibt: Ich schreibe für euch! Und natürlich für mich.

 

Was möchtest du deinen Kritikern mitteilen?

 

Danke - falls es sich um eine gut gemeinte, konstruktive Kritik handelt. Ansonsten habe ich beschlossen, Leute zu ignorieren, die meinen, Bücher schlecht beurteilen zu müssen, bloß weil ihnen beim Lesen der Reader auf den Fuß gefallen ist.

 

Verrate uns einen oder zwei deiner Lieblingsfilme).

 

Equlibrium, Shaft (mit Samuel L. Jackson). Zootopia.

 

Wusstest du, dass Samuel L. Jackson aktuell der bestbezahlte Schauspieler der Welt ist? 

 

Nein, hätte ich auch nie gedacht, aber man sieht den Mann echt häufig.

 

Was schätzt du an deinen (echten) Freunden am meisten?

 

Freunde sind dazu da, einem in den Arsch zu treten.

 

Hui, nett gesagt und sehr wahr. ;-)

 

Weshalb schreibst du bevorzugt in den Genres Horror und Fantastik?

 

Zum einen, weil ich sie selbst lese und zum anderen zwängen sie mich in kein enges Korsett. Man kann dem Kopfkino völlig freien Lauf lassen. In der Fantastik ist alles möglich.

 

Was für ein Projekt steht als nächstes auf dem Programm?

 

Weitere Kurzgeschichten und eine Zeitreise-Serie. Letztere befindet sich aber erst am Anfang der Entstehungsphase.

 

Wenn du vor der UN sprechen könntest, um welches Thema würde es gehen?

 

Respekt vor anderen Menschen, vor der restlichen Schöpfung und vor sich selbst. Aber ich habe keine Ahnung, wie ich das in eine Rede packen sollte.

 

Gibt es einen absoluten Lieblingsschriftsteller, der dich mehr als alle anderen beeindruckt bzw. geprägt hat?

 

Klar, vor allem hat mich Mark Twain geprägt. Seinen trockenen und später tiefschwarzen Humor finde ich sehr beeindruckend und inspirierend. Dann folgt Stephen R. Donaldson. "Die Chroniken des Thomas Covenant" sind mit das beste und fantasievollste, was die Fantasy zu bieten hat. 

 

Bitte gib uns noch einen gut gemeinten Ratschlag fürs Leben.

 

Lest! Öffnet euren Geist.

 

Gute Idee. Ich danke fürs Gespräch und wünsche dir viel Erfolg mit allen zukünftigen Veröffentlichungen.


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