Autoreninterview / Peter Bunt


Schaut man heutzutage die Tagesthemen oder Nachrichtensender wie CNN, kommt man als friedliebender Zeitgenosse nicht selten ins Grübeln, gefolgt von einer durchaus logischen Frage: »In welcher Welt lebe ich eigentlich?«

 

Doch wie Einstein schon bemerkte: Alles ist relativ ...

 

Und siehe da: In den historischen Romanen von Bestseller-Autor PETER BUNT, »kloppen« sich längst verstorbene Teile der Menschheit nicht minder brutal durch die Zeitgeschichte, egal ob mit dem Schwert, der Axt (auch Franziska genannt) oder sonstigem »Brachial-Gerät«. Franken, Goten, Burgunder, Alamannen und wie sie alle hießen, getrieben von Machthunger, versponnen in Intrigen, manchmal auch vereint in brüderlicher Freundschaft und für ihre gemeinsamen Interessen kämpfend. Jahaha … gegen das frühe Mittelalter wirkt manch aktuelle Tagesschau fast wie die Sendung mit der Maus.

 

Übrigens: Sollte gerade jemand darüber nachdenken, warum weiter oben das Wort »kloppen«, anstatt »prügeln« oder »kämpfen« steht, dem sei verraten: als Hommage an das schöne Rheinland, in dem der Autor in einer der ältesten Städte Deutschlands einstmals das Licht der Welt erblickte. Und dieser fröhlich-pragmatische Menschenschlag ist (nicht zuletzt) für seinen Dialekt bekannt. Doch keine Sorge, das Interview haben PETER BUNT und ich auf Hochdeutsch geführt.

 

Euch wie immer viel Spaß beim Lesen und einen herzlichen Dank an meinen Gast für das ausführliche Gespräch.



Lieber Peter, erfüllt sich mit der Autorentätigkeit ein lang gehegter Traum oder hast du bereits früher Bücher auf den Markt gebracht?

 

Beides. Mein erstes gedrucktes Manuskript stammt aus dem Jahr 1972/73. War ein kleiner Krimi, den ein sogenannter Heftchen-Verlag übernommen hatte. Ich habe allerdings nie erfahren, ob er tatsächlich gedruckt und verkauft wurde. Später dann musste das Hobby Schreiben dem beruflichen Alltag weichen. Mehr durch Zufall habe ich vor zehn Jahren wieder damit begonnen.

 

Hörst du Musik, während du schreibst und falls ja, welche Richtung?

 

Bei mir darf durchaus Musik im Hintergrund laufen. Bin ja jemand aus der Woodstock-Generation, die mit den Beatles, Stones, Bob Dylan oder Eric Burdon aufgewachsen ist und täglich mit Bildern vom Vietnamkrieg konfrontiert wurde. Anders als heute, war unsere Musik eine Art Protest. Wie auch lange Haare, die Hippiebewegung, love and peace oder der Ho Chi Minh-Schlachtruf. Alles zusammengenommen war es unsere Art, gegen eine verstaubte, verknöcherte Lebensart, aber auch gegen Krieg und Diktatur aufzubegehren. Ich glaube, die Musik von damals ist bei meiner Generation nicht mehr wegzudenken. Ich kann sie immer und überall hören. Selbstverständlich auch beim Schreiben.

 

Nicht die schlechteste Auswahl, lach. Manche Songs aus dieser Ära sind quasi unsterblich, bspw. "Sympathy for the devil" von den Stones. Hab den Titel erst kürzlich wieder in einem neuen Film gehört und fand ihn (wie stets seit zig Jahren) absolut hörenswert. 

 

Zu welcher Tages- oder Nachtzeit kommen dir für gewöhnlich die besten Ideen und schreibst du nach deren »Erhalt« erst einmal einfach drauflos und die Geschichte entwickelt sich, oder arbeitest du streng nach einem vorab ausgearbeiteten Skript?

 

Die besten Ideen kommen meist beim Schreiben. Weißt du, ein Buch zu schreiben, ist für mich wie eine Reise. Ich lege ein Ziel vor, gebe die Adresse ins Navi ein und fahre los. Unterwegs stelle ich fest, dass es rechts und links des Weges unglaublich viel zu sehen und zu erleben gibt. Dann denke ich: Könnte interessant sein, dort mal vorbeizuschauen. Liegt ja auf dem Weg. Und so ist es, wenn ich schreibe. Das Thema gebe ich mir vor und wundere mich dann selbst oft, auf welch verschlungenen Pfaden die Geschichte zu Ende gebracht wird. Finde ich ungemein spannend. Nach strengen Vorgaben zu arbeiten, würde meine Fantasie zu sehr einschränken. Ich will nach Möglichkeit unterhaltsame historische Romane schreiben und keine wissenschaftlichen Abhandlungen.

 

Wo schreibst du bevorzugt?

 

Überall! Ausgenommen am Strand, auf dem Klo oder im Auto, während der Fahrt. :-)

 

So soll es sein! :-) Auf einer Skala von "1" (keimfrei sauber) bis "10" (gerade noch beherrschbares Chaos): Wie ordentlich sieht es an deinem Arbeitsplatz aus, wenn du in die Tasten hämmerst?

 

Da ich keinen festen Arbeitsplatz benötige, herrscht auch kein Chaos. Alles, was ich für meine Geschichten brauche, habe ich bereits im Vorfeld recherchiert und in entsprechende Ordner unter "Zubehör" abgespeichert. Da liegt dann, oft über Wochen und Monate zusammengetragen, alles was ich brauche.

 

Du durstig bei der schriftstellerischen Arbeit ... Wer ist dein Favorit? Kaffee, Tee, Kakao, Bier oder nichts von allem?

 

Alles, nur keinen Alkohol. Einen Sangria oder Caipi genieße ich gerne nach dem Schreiben.

 

Naschst du nebenher?

 

Das ist die falscheste aller Fragen. Schokolade, Kekse, Marzipan alles, was süß und erreichbar ist. Schlimm ist das! Vor mir musst du alles Süße einschließen und den Schlüssel wegwerfen.

 

Also ich finde, dann war es die richtigste aller Fragen! ;-) Und da deine Liebste (Liane Scholl), die ja ebenfalls Autorin ist, laut ihrem Interview NICHT bei der Arbeit nascht, hast du sogar alle Schätze für dich alleine!!! Ich wünschte, das wäre bei uns auch so, lach.

 

Was ist dir in der Regel lieber: Ein Spaziergang mit deinem Lieblingsmenschen am Meer bzw. im Wald oder eine fröhliche Party mit Freunden?

 

Ganz klar: Der Spaziergang am Meer. Oder besser gesagt, in möglichst wenig berührter Natur. Das Schreiben bedeutet Kopfarbeit und oftmals brummt nach acht oder zehn Stunden der Schädel. Dann tut es einfach gut, sich wieder durchpusten zu lassen und Sauerstoff zu tanken. Wobei ich eine fröhliche Party durchaus schätze. Wie es überhaupt wichtig ist, Freunde oder gute Bekannten zu treffen und über Gott und die Welt zu quatschen.

 

"Durchpusten" ist ein gutes Stichwort. Ich denke, viele Autoren kommen zu selten an die frische Luft! Was nicht heißen soll, dass sie "luftleer" schreiben ;-), sondern manches Mal einfach vergessen, auch mal nach draußen zu gehen. Ich kenne das aus eigener Erfahrung. Du setzt dich am Vormittag an den Rechner, haust in die Tasten und "schwupps" ist es dunkel und an der Zeit fürs Bett.

 

Welchen Stellenwert nimmt der Humor in deinem Leben ein?

 

Neun von Zehn möglichen Punkten. Ich bin Rheinländer, denen man ja eine besondere Affinität nachsagt, dem Leben eine gewisse Leichtigkeit abzugewinnen und nicht alles so furchtbar ernst zu nehmen. Das sollte übrigens für alle Menschen gleichermaßen gelten. Was ich allerdings gar nicht mag, sind jene Pseudohumoristen, die sich über alles und jeden lustig machen, jedoch stocksauer werden, sobald es sie selbst betrifft.

 

Hältst du ein oder mehrere Haustiere? Falls ja, was für welche?

 

Meine Frau und ich sind meist mehrere Monate im Jahr unterwegs. Zum Wohle des Tieres verbietet sich da zum Beispiel die Haltung eines Hundes.

 

Verständlich. Magst du Gartenarbeit?

 

Ja, solange sie nicht über Blumen gießen hinausreicht. :-)

 

Welcher ist dein bevorzugter Kleidungsstil und warum?

 

James Dean und der junge Marlon Brando haben es damals vorgemacht: Jeans, Turnschuhe, Polo, T-Shirt oder Hemd. Andere Kleidung kommt für mich nicht infrage. Ich kann bis heute keine Krawatte binden.

 

Was gibt es Positives über deinen derzeitigen Wohnort zu sagen?

 

Nix. Ich mag das Rheinland, ich mag die Menschen hier, ich mag unsere ureigenste Sprache. Leider lebe ich in einer Stadt, wo es die Verantwortlichen in den sechziger und siebziger Jahren für nötig befunden haben, Jahrhunderte alte Häuser abzureißen, gemütliche Gassen und Straßen einfach verschwinden zu lassen und durch kahlen Beton zu ersetzen. Modernisieren, hieß das damals. Der entstandene Schaden, das verlorene Lebensgefühl oder heimatliche Geborgenheit, ist nicht wieder gutzumachen. Ein Grund mit, warum meine Frau und ich ernsthaft überlegen, uns in Spanien niederzulassen.

 

Was möchtest du deinen Fans mitteilen?

 

Danke, dass es euch gibt!

 

Was möchtest du deinen Kritikern mitteilen?

 

Macht weiter wie bisher. Schreibt Rezensionen oder mailt mich direkt an. Kritisiert Inhalte, schreibt mir eure Meinung. Konstruktive Kritik spornt an.

 

Verrate uns einen oder zwei deiner Lieblingsfilme (nicht Bücher).

 

"Gandhi, Geburt einer Nation" und alle Filme mit Stan Laurel und Oliver Hardy. Und, kein Weg führt daran vorbei, "Game of Thrones". 

 

Was schätzt du an deinen (echten) Freunden am meisten?

 

Dass sie mich so nehmen, wie ich bin.

 

Was für ein Projekt steht als nächstes auf dem Programm?

 

Der dritte Band der Einar Saga, der um die Jahre 495 - 498 spielt und insbesondere die Schlacht bei Zülpich, zwischen Franken und Alamannen thematisiert. 

 

Wenn du eine Rede vor den Vereinten Nationen halten dürftest, um welches Thema würde es vorrangig gehen?

 

Dass für alle Damen und Herren Berufspolitiker, weltweit und dringend vorgeschrieben, ein demokratischer Eignungstest durchgeführt werden sollte, bevor man sie auf die Menschheit loslässt.

 

Prima Idee! Lache gerade, obwohl es eigentlich nichts zu lachen gibt, denn ein Großteil der derzeit Regierenden dürfte den Test wohl nicht bestehen.. Zurück zu einem erfreulicheren Thema … Existiert ein absoluter Lieblingsschriftsteller, der dich mehr als alle anderen beeindruckt, bzw. geprägt hat?

 

Mehrere. In meiner Jugend Mark Twain, Jack London. Später dann J.D. Salinger, John Steinbeck, James Michener, Joseph Conrad oder James Clavell, um nur einige zu nennen. Aus unserem Sprachraum besonders E.M. Remarque, Wolfgang Borchert, Hans Fallada, Stefan Zweig, Max Frisch oder Joseph Roth. Da für mich ein Leben ohne Bücher zwar möglich, aber sinnlos ist, kommen zwangsläufig immer neue Autorennamen hinzu.

 

Bitte gib uns noch einen gut gemeinten Ratschlag fürs Leben.

 

Jeder Mensch ist unvollkommen und mit Fehlern behaftet, und das ist auch richtig so! Versucht nicht, perfekt zu sein. Perfektion ist langweilig, verbraucht viel wertvolle Zeit und verdirbt den Spaß an den vergnüglichen und liebenswerten Dingen des Lebens.

 

Ja, den Spaß am Leben sollte man sich in Eigenregie besser nicht verderben. Danke fürs Gespräch!

 


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