LIANE SCHOLL ist Selfpublisherin mit Herz und Seele. Ich freue mich sehr, dass sie nunmehr in der Rubrik "Autoreninterviews" vertreten ist. Bereits Lianes berührende Autobiografie, "Tochter mit 44: Tagebuch eines Kuckuckskindes", erregte großes mediales Interesse. Der nachfolgende historische Roman "Hildegundis: Heilige und Sünderin", basierend auf Überlieferungen aus dem Mittelalter, schaffte es sogar in die Top-Liga der Amazon-Bestseller. Dort fühlte er sich laaange sehr wohl :-) und bescherte LIANE SCHOLL damit mehr als einmal den bei zahlreichen Kollegen heiß begehrten All-Star-Bonus (Tantiemen-Sonderzahlung). Im Vorgespräch zu diesem Beitrag durfte ich zudem eine charakterstarke, vielseitig interessierte und weltoffene Persönlichkeit kennenlernen, bei der der Humor - trotz aller Ernsthaftigkeit - nie zu kurz kommt.

Euch wie immer viel Spaß beim Lesen und ein herzliches Dankeschön an Liane für den abwechslungsreichen Austausch.

Liebe Liane, erfüllt sich mit der Autorentätigkeit ein lang gehegter Traum oder hast du bereits früher Bücher auf den Markt gebracht?

Bereits in der Schule wurden meine Aufsätze vor der Klasse vorgelesen. Ich liebe Bücher und so wuchs im Laufe der Jahre der Gedanke, selbst einmal ein Buch zu schreiben. Es war also insgeheim schon immer ein lang gehegter Traum von mir. Aber er schien mir so unerreichbar zu sein. Ich tat es als Spinnerei ab und traute es mir nicht zu. Mir fehlte der Mut und außerdem in meinen jungen Jahren auch die Zeit. Kinder, Job und Haushalt füllten meinen Tag aus.

Das geht sicher auch heute noch vielen angehenden Autoren so. Hörst du Musik, während du schreibst und falls ja, welche Richtung?

Nein, ich brauche absolute Stille.

Zu welcher Tages- oder Nachtzeit kommen dir für gewöhnlich die besten Ideen?

Dummerweise oft in der Nacht. Im Halbschlaf schreibe ich ganze Kapitel. Am nächsten Morgen habe ich davon aber einige Details bereits wieder vergessen. Ich habe mir schon überlegt, ob ich mir ein Diktiergerät auf meinen Nachtisch legen soll.

Ich gehöre allerdings nicht zu den Nachtmenschen und schreibe bevorzugt am Tag. Wenn ich müde bin, geht nichts mehr.

Die berühmt-berüchtigten "Geistesblitze bei Nacht" kenne ich. Sie reißen mich manchmal sogar aus dem Tiefschlaf. :-) Schreibst du nach "Ideen-Erhalt" erst einmal einfach drauflos und die Geschichte entwickelt sich, oder arbeitest du streng nach einem vorab ausgearbeiteten Skript?

Ich überlege mir ungefähr die Handlung, bespreche sie mit meinem Mann und notiere mir den Inhalt in Stichpunkten. Einfach drauflos zu schreiben ist bei historischen Romanen schwierig, denn sie erfordern sehr viel Recherche. Allerdings kann es passieren, dass sich die Geschichte während des Schreibens plötzlich ganz anders entwickelt und ich den Beginn umschreiben muss.

Wo arbeitest du bevorzugt?

In der Früh im Bett mit einer Tasse Kaffee. Während des Tages wechsele ich zwischen Schreibtisch und Couch.

Wo ihr alle eure Bücher schreibt ... Couch, Bett, Sessel, Gartenliege ... Ich schlaf an solchen Plätzen eher ein, na ja, nicht immer :-), aber Romane verfassen, nein. 

Auf einer Skala von "1" (keimfrei sauber) bis "10" (gerade noch beherrschbares Chaos): Wie ordentlich sieht es an deinem Arbeitsplatz aus, wenn du in die Tasten hämmerst?

Ich sage mal "2". Ich mag es ordentlich und sauber. Im Chaos fühle ich mich nicht wohl. Aber wenn ich für meine Geschichten recherchiere, kommt es schon mal vor, dass Bücher, einzelne Blätter oder Notizzettel neben mir herumliegen.

Du durstig bei der schriftstellerischen Arbeit. Wer ist dein Favorit? Kaffee, Tee, Kakao, Bier oder nichts von allem?

Ich trinke nur Wasser während der Arbeit. Es steht immer neben mir. Ausgenommen die eine Tasse Kaffee morgens im Bett. :-)

Naschst du nebenher?

Nein. Am Laptop esse ich nie. Das würde mich zu sehr ablenken, außerdem mag ich keine Krümel auf den Tasten.

Wirklich nie??? Das könnte ich nicht! Und was die Krümel auf der Tastatur betrifft: ein herber Verlust an potenziell schmackhaftem Material ...  :-D 

Was ist dir in der Regel lieber: Ein Spaziergang mit deinem Lieblingsmenschen am Meer bzw. im Wald oder eine fröhliche Party mit Freunden?

Das ist leicht zu beantworten. Ich bin ein absoluter Naturmensch und liebe es mit meinem Mann am Meer oder schönen Feldwegen entlang zu spazieren. Was aber nicht heißen soll, dass ich mich nicht ab und zu sehr gerne mit netten Menschen treffe und Spaß habe. Ich mag Fröhlichkeit um mich herum.

Welchen Stellenwert nimmt der Humor in deinem Leben ein?

Einen sehr großen. Ich liebe es zu lachen, bis mir die Tränen über die Wangen laufen und der Bauch schmerzt. Das tut gut und befreit. Oft wundere ich mich über die ernsten und freudlosen Gesichter, die mir auf der Straße begegnen. Das Leben ist schön und man sollte es mit den Augen der Kinder sehen. Voller Neugier und Freude. Grübeln macht nur krank und nutzt sowieso nichts.  Zum Glück habe ich einen Partner, mit dem ich viel lachen kann.

Ich pflichte dir aus Überzeugung bei. Man sollte das Kind in sich pflegen. Die Fähigkeit, freudig zu staunen, sich auch für die vermeintlich kleinen Dinge des Lebens zu begeistern, zu lachen, bis der Bauch wehtut usw. - all das macht unser oftmals herausforderndes, irdisches Dasein wesentlich leichter und beschwingter, so zumindest meine Erfahrung. 

Hast du ein oder mehrere Haustiere? Falls ja, was für welche?

Nein

Magst du Gartenarbeit?

Ja, sehr. Weil ich mich dabei entspannen und meine kreative Ader ausleben konnte. Bis vor ein paar Jahren hatte ich einen wunderschönen Ziergarten mit Teich, keinen Nutzgarten. Heute leider nicht mehr.

Welcher ist dein bevorzugter Kleidungsstil und warum?

Kommt darauf an. Meist sportlich, aber auch elegant oder richtig feminin. Figurbetonte kurze Kleider oder so. Was ich nicht mag, sind diese flippigen Jeans mit Löchern beziehungsweise diesen ausgefransten Rissen.

Was gibt es Positives über deinen derzeitigen Wohnort zu sagen?

Ich wohne an Niederrhein, in einer der ältesten Städte Deutschlands, und mag den hier lebenden Menschenschlag. Rheinländer eben. Die muss man einfach mögen. :-)

Danke, du spricht gerade mit einer gebürtigen  Rheinländerin ... :-)  Dennoch scheinst du - bei aller Begeisterung für den derzeitigen Heimathafen - eine sehr reiselustige Frau zu sein. In den sozialen Medien postest du oft dementsprechende Fotos, begleitet von informativen Reiseberichten. Folglich existieren wahrscheinlich genügend Orte, die dich persönlich auf unterschiedlichste Weise fasziniert haben. Existiert ein Spitzenreiter und falls ja, was macht dessen besonderen Flair aus?

Es gibt viele Orte in Europa, die uns fasziniert und in den Bann gezogen haben. Spanien ist jedoch das Land, wohin es uns immer wieder zieht. Nicht nur wegen der Historie, die einem dort auf Schritt und Tritt begegnet. Die Weite, das Meer, das Wetter oder die Mentalität der Einheimischen kommt unserem Gefühl der Lebensfreude sehr nahe.

Was möchtest du deinen Fans mitteilen?

Dass ich sehr dankbar und glücklich über ihr Interesse an meinen Büchern bin. Sie haben mir nicht nur meinen geheimsten Wunsch erfüllt, sondern auch noch dafür gesorgt, dass meine "Hildegundis" über ein Jahr unter den Top 20 auf Amazon war. Und damit zum Bestseller wurde. Das erfüllt mich mit Stolz und viel positiver neuer Energie Ich möchte aus tiefsten Herzen "Danke" sagen und verspreche, ich werde alles geben, damit euch mein nächstes Buch auch so gut gefällt. Ich bin so froh, dass es euch gibt.

Was möchtest du deinen Kritikern mitteilen?

Ich möchte mich bedanken. Also für die faire, konstruktive Kritik, denn die ist wichtig. Nur so haben wir Autoren die Möglichkeit, uns zu verbessern und zu steigern. Ich sehe sie nicht als persönlichen Angriff, sondern als wertvolle Unterstützung für mich.

Verrate uns bitte einen oder zwei deiner Lieblingsfilme.

Ich glaube, da muss ich passen. Ich bin absolut keine TV-Guckerin. Wenn, dann interessieren mich historische Filme oder Dokumentationen. Nur die Episoden über Auswanderer schaue ich mir gerne an und die Folgen von "Game of Throns". Ich gestehe, die haben mich wirklich in ihren Bann gezogen.

Als Auswanderin interessiert mich natürlich, warum dir gerade Formate wie "Goodbye Deutschland" u.ä. am Herzen liegen?

Wir beschäftigen uns seit geraumer Zeit mit dem Thema Auswandern (siehe oben). Deshalb schaue ich die "Goodbye Deutschland"-Sendungen zwar ganz gerne, messe ihnen jedoch keine wirklich reale Bedeutung bei. Dazu sind die gezeigten Auswanderer teils zu chaotisch und unrealistisch mit ihren Vorstellungen.

Und manch ein Plot - da sind wir uns ja einig - wirkt auch sehr gescriptet  ... ;-)

Was schätzt du an deinen (echten) Freunden am meisten?

Zu den echten Freunden zähle ich nur wenige Personen in meinem Leben. Aber die wenigen sind mir sehr kostbar. Und das wissen sie auch. Ich schätze an ihnen, dass sie es respektieren, wenn ich mal keine Zeit habe, weil ich gerade wieder ins Mittelalter abgetaucht bin. Ich schätze an ihnen die guten Gespräche, die wir miteinander führen und die unbeschwerten fröhlichen Stunden. Und ich schätze an ihnen, dass sie mir das Gefühl geben, dazuzugehören.

Was für ein Projekt steht als nächstes auf dem Programm?

Ich schreibe gerade an einem weiteren historischen Roman. Er spielt im 12. Jahrhundert. Die Geschichte einer jungen Frau, die sich sozusagen vom Lamm zur Löwin entwickelt. ;-)

Gibt es einen absoluten Lieblingsschriftsteller, der dich mehr als alle anderen beeindruckt, bzw. geprägt hat?

Mehrere! Patrick Süskind, James Michener, James Clavell, Bernard Cornwell, Tilman Röhrig, Diana Gabaldon und viele mehr …

Wenn du eine Rede vor den Vereinten Nationen halten dürftest, um welches Thema würde es vorrangig gehen?

Um die vielen neu erfundenen Krankheiten, die keine sind und die damit verbundenen Folgen für die Menschen. Eine  komplexe, sensible und umfangreiche Thematik. Normale Prozesse des Lebens sowie persönliche und soziale Probleme und Risiken werden als medizinisches Problem bzw. Krankheit deklariert. Oder was würdest du sagen, wenn man dir eine Schwangerschaft, die Wechseljahre oder das Altern als eine Krankheit verkaufen wollte?

Ich würde und werde Folgendes sagen:  Gelegentlich frage ich mich, wie die Angehörigen der letzten Naturvölker auf Mutter Erde es eigentlich schaffen, zu überleben? So ganz ohne High-Tech-Pharma, ausgeklügelte Ernährungspläne oder wissenschaftliche Studien in Sachen "Ohrenschmalz, die tödliche Bedrohung". Und auch wenn ich - meiner Art gemäß - gerade in lockerem Ton geantwortet habe , ist mir klar (wie du schon sagst), dass es um einen komplexen Sachverhalt geht. Wobei die "künstliche Bedarfsweckung" aus marktwirtschaftlichen Gründen a lá "Kauft fleißig Pillen für und gegen Alles", nur einen Aspekt darstellt. 

Und damit sind wir auch schon am Ende des Interviews, das wie immer mit der Bitte um einen gut gemeinten Ratschlag fürs Leben schließt. Wie lautet deiner?

Mit einem Ratschlag komme ich da nicht hin. Übernehmt Verantwortung für euer Leben. Denn es ist euer Leben und die Zeit läuft. Sucht nicht irgendwelche Schuld bei anderen. Jeder kann glücklich und erfolgreich sein. Man muss es nur wollen. Es liegt an jedem selbst, was er aus seinem Dasein macht. Schiebt nichts auf. Lebt im „Hier und Jetzt“. Steht auf und fangt an. Es ist nie zu spät, etwas zu verändern.

Da sag ich nur "Tschakka" :-) und danke dir sehr fürs Gespräch.

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