Autoreninterview / Joachim Sohn


Ich vermute, mein heutiger Interviewgast würde liebend gern per Raumschiff das Weltall erkunden - begleitet von seinen Katzen und einem endlosen Vorrat an irdischen Nüsschen in jedweder Zubereitungsart. Aber man kann nun mal nicht alles haben, und auf Erden als erfolgreicher Autor zu agieren, um den sich die Verlage reißen, ist ja auch nicht das Schlechteste!  

 

Mit seinem Roman  »Wie ich Jesus Stars Wars zeigte«, hat er jüngst eine bemerkenswerte religionsphilosophische SF-Satire auf den Tisch gelegt und an Ideenreichtum mangelt es JOACHIM SOHN; der überwiegend in den Genres Fantasy und Science Fiction veröffentlicht, ganz sicher nicht! Neben seiner Tätigkeit als Schriftsteller, ist er als Illustrator und Animation-Director in der Werbebranche unterwegs und fällt damit - wie so manche meiner Gäste - in die Kategorie »Kreatives Multitalent«.

 

Euch wie immer viel Freude beim Lesen und ein herzliches Dankeschön an JOACHIM SOHN für das interessante Gespräch. 



Lieber Joachim, erfüllt sich mit der Autorentätigkeit ein lang gehegter Traum oder hast du bereits früher Bücher auf den Markt gebracht?

 

Ich habe mir schon im Alter von 14, 15 Jahren Geschichten ausgedacht und sie dann meist in Comicform aufgezeichnet. An eine Veröffentlichung habe ich dabei gar nicht gedacht. Vielmehr sollten es Vorlagen für abendfüllende Zeichentrickfilme sein, die jedoch nie zustande kamen. Da ich 30 Jahre später immer noch den Kopf voller Geschichten und Ideen hatte, mein zeichnerisches Talent allerdings für Comics, so wie ich sie mir vorstellte, nicht ausreichte, dachte ich, ich schreib meine Einfälle einfach mal in Romanform auf. Vor allem, damit ich sie nicht vergesse, aber auch, um sie zu veröffentlichen und an TV-Produktionsfirmen usw. zu senden, wenn sie mal Bestseller geworden sind. Aktuell stecke ich in der Phase »wenn sie mal Bestseller geworden sind«.

 

Ja, lach ... die Phase dürfte zahlreichen Autoren bekannt vorkommen und dauert oftmals bis übers irdische Ableben hinaus. Ich denke jedoch, du hast durchaus Chancen, diesem traurigen Schicksal zu entfliehen.

 

Hörst du Musik, während du schreibst?

 

Mein Musikgeschmack geht in Richtung Elektronik, Trip Hop, New Jazz, Easy Listening und Alternativ Rock. Aber in letzter Zeit läuft im Hintergrund einfach nur das Radio.

 

Zu welcher Tages- oder Nachtzeit kommen dir für gewöhnlich die besten Ideen?

 

Am kreativsten bin ich morgens, wenn ich mit dem Zug zur Arbeit fahre. Manchmal auch nachts im Bett vorm Einschlafen, wenn ich den Zettel für Notizen nicht bei mir habe.

 

Kenn ich. Greif doch demnächst zum Smartphone und nuschele deine Geistesblitze auf Band. :-) Schreibst du nach »Ideen-Erhalt« erst einmal einfach drauflos und die Geschichte entwickelt sich, oder arbeitest du streng nach einem vorab ausgearbeiteten Skript?

 

Bei meinen ersten beiden Büchern war das so. Es gab nur eine grobe Idee und einen ebensolchen Plot mit einem offenem Ende. Ich habe zugelassen, dass sich die Story entwickelt und war erstaunt, was so alles passierte. Mittlerweile plane ich die Manuskripte etwas genauer. Das gibt mehr Sicherheit, schränkt aber auch die Freiheit ein, den Geschehnissen freien Lauf zu lassen. Vielleicht lockere ich die Zügel beim nächsten Projekt wieder ein wenig. Ein gutes Finale, bei dem alle Stränge zusammenlaufen und letztendlich die Geschichte auflösen, ist mir bisher noch immer eingefallen. Darauf verlasse ich mich einfach.

 

Wo schreibst du bevorzugt?

 

Auf dem Sofa mit dem Laptop auf dem Schoß, so wie jetzt gerade.

 

Auf einer Skala von »1« (keimfrei sauber) bis »10« (gerade noch beherrschbares Chaos): Wie ordentlich sieht es an deinem Arbeitsplatz aus, wenn du in die Tasten hämmerst?

 

9,5 - ich bin ja kein Ferkel!

 

Vorbildlich. 9,5 ist ein absoluter Spitzenwert, hüstel. Du durstig bei der schriftstellerischen Arbeit. Wer ist dein Favorit? Kaffee, Tee, Kakao, Bier oder nichts von allem?

 

Morgens im Zug schreibe ich nüchtern, von einer Tasse Kaffee, die ich vorab zuhause getrunken habe, abgesehen. Der Schreibabend fängt dann mit Wasser an und endet im Vollsuff. Nein, aber ein gutes Glas Wein oder mal ein Bier lockert den Geist. Zuviel davon macht jedoch müde und träge.

 

Naschst du nebenher?

 

Süßes fast gar nicht. Pro Jahr etwa zwei bis drei Schokoriegel. Das war’s. Bei Erdnüssen kann es allerdings kritischer werden.

 

Was ist dir in der Regel lieber: Ein Spaziergang mit deinem Lieblingsmenschen am Meer bzw. im Wald oder eine fröhliche Party mit Freunden?

 

Tja, da merkt man doch, dass man älter wird. Party brauche ich gar nicht mehr. Als Teen war das hingegen ein Muss. Jetzt, im gesetzten Alter, bevorzuge ich definitiv den Spaziergang. Und ein gemütliches Bier mit Freunden in einer Kneipe, das geht immer. So leite ich zum Beispiel den Düsseldorfer Stammtisch des Phantastik-Autoren-Netzwerkes und nehme regelmäßig an SF-Stammtischen teil. Außerdem bin ich mittlerweile gerne auf gefühlt zwei Dutzend größeren und kleineren Buchmessen, Comic- oder SF-Conventions unterwegs. Das reicht vollkommen an Action.

 

Wobei letztere ja durchaus ein wenig an verrückte Parties erinnern ... können ... hab ich gehört ... von Dritten ... :-))) 

 

Welchen Stellenwert nimmt der Humor in deinem Leben ein?

 

Ich lache gern und viel, auch über mich selbst. Anmerkung in eigener Sache: lacht gerade herzlich, vor allem über sich selbst

Humor ist sehr wichtig. Falls die Geschichte es hergibt, findet er in meinen Büchern immer einen Platz. Die Story um die Katzendetektive »Sunnie & Polli« ist ein wahres Gag-Feuerwerk und auch an »Wie ich Jesus Star Wars zeigte«, bin ich mit Humor herangegangen. Letztlich handelt es sich dabei ja um eine religionsphilosophische SF-Satire.

 

Die im Übrigen von vielen Seiten hochgelobt wird … :-) Hältst du ein oder mehrere Haustiere? Wenn ja, was für welche?

 

Aktuell lebe ich bei drei Katern, Kiri, Benni und Schnupps und einer Katze, Fedra. Möchtest du Fotos sehen?

 

Natürlich, her damit.

 

 

 

Goldig ... auch wenn Lina, die Glückskatze auf dem unteren Foto, leider schon verstorben ist, wie du erzählt hast. In jedem Fall sieht es so aus, als müsstest du dir deinen Schreibplatz auf dem Sofa tagtäglich hart erarbeiten ... :-) 

 

Wenn du für einen Tag in die Rolle deiner Samtpfoten schlüpfen und sprechen könntest: Was würdest du dir unbedingt sagen wollen?

 

»Sieh mich an!«, »Streicheln!«, »Putz!«, »Hunger!«, »Attacke!«, »Mach die Kotze weg!«, »Kraulen!«, »Nicht anfassen!«, »Da ist AA im Klo!«, »Rücken bürsten!«. Und das 24 Stunden lang ...

 

Dieser tierischen Befehlskette habe ich als Vielfach-Katzenmutter nichts hinzuzufügen. Außer vielleicht folgenden Warnhinweis: »Wenn du mich nochmal zum Tierarzt schleppst, töte ich dich!«

 

Magst du Gartenarbeit?

 

Gut, dass du das ansprichst! Mein Bruder und ich mussten meinem Vater häufig im Garten helfen. Wir hassten es, Laub zu rechen oder Unkraut und Nasenbären aus den Beeten zu rupfen. Knechtsarbeit eben. Einmal wurde Sand für die neue Terrasse angeliefert, den wir mit der Schubkarre von der Straße vor das Haus schaffen mussten. Beim Schippen bat ich meinen Bruder darum, ein Foto von mir zu schießen. Ich fand, es sollte für die Nachwelt festgehalten werden, wie ich als Kind hart arbeiten und schuften musste. Falls ich einmal berühmt werde ... Sieht aus, als wäre der Zeitpunkt für die Veröffentlichung des Fotos nun gekommen.

 

Aha! Ich werde ab heute regelmäßig die Bildzeitung kaufen! Welcher ist dein bevorzugter Kleidungsstil und warum?

 

Eigentlich würde ich ja endlich mal gern adrett im Anzug rumlaufen, maßgeschneidert am besten. Ich denke, ich komme jetzt in das Alter, wo man so etwas tragen kann. Aber irgendwie funktioniert es nicht. Meine Figur passt einfach nicht hinein. Also bleibt’s wohl vorerst bei der Freizeitkleidung. Meine Garderobe umfasst inzwischen einen Umfang von vier bis fünf Größen, so komme ich dem Jojo-Effekt entgegen. Aktuell steigt die Kurve übrigens wieder an.

 

Peanuts Herr Sohn, antworte ich da nur, schlappe 777 Kalorien pro 1,5 Gramm ... ;-)

 

Was gibt es Positives über deinen derzeitigen Wohnort zu sagen?

 

Also freiwillig wäre ich wohl nicht hier gelandet. Ich folgte damals dem Wunsch einer Freundin und zog von Berlin in den Pott. Deutschlandweit gibt es aktuell wahrscheinlich keine günstigere Mietwohnung. Ich lebe relativ ruhig und dennoch sehr zentral. Mitten im Ruhrgebiet eben und von da ist alles gut zu erreichen.

 

Was möchtest du deinen Fans mitteilen?

 

ICH LIEBE EUCH ALLE!!!

 

Was möchtest du deinen Kritikern mitteilen?

 

Danke (heul!), nee, kann ja auch konstruktiv sein. Also nur her damit, ich werd‘s euch schon zeigen!

 

Verrate uns einen oder zwei deiner Lieblingsfilme.

 

»Arizona Dream« und »Zootopia«.

 

Was schätzt du an deinen (echten) Freunden am meisten?

 

Dass sie es bleiben.

 

Was für ein Projekt steht als nächstes auf dem Programm?

 

Zwei neue Abenteuer mit den Zeitagenten sind in Arbeit.

 

Wenn du eine Rede vor den Vereinten Nationen halten dürftest, um welches Thema würde es vorrangig gehen?

 

Um die verheerenden Folgen der Massentierhaltung für den Menschen, die Umwelt und vor allem die Tiere, denn die überleben sie in der Regel nicht.

 

Wohl wahr - von dem schrecklichen Umgang mit vielen »Nutztieren« bis zu deren traurigem Ende mal ganz abgesehen … :-( 

 

Gibt es einen absoluten Lieblingsschriftsteller, der dich stärker als alle anderen beeindruckt, bzw.geprägt hat?

 

Die Bücher »Das Buch, in dem die Welt verschwand« und »Schule der Lügen« von Wolfram Fleischhauer haben mich länger beschäftigt. Letzteres hat mir thematisch neue Horizonte eröffnet und mich sogar zu der SF-Kurzgeschichte »Die Elochanten« und dem ersten Fall der Zeitagenten »Der Fluch der Katharer« inspiriert.

 

Bitte gib uns noch einen gut gemeinten Ratschlag fürs Leben.

 

Wisse, was du glaubst.

 

Weise, das empfiehlt sich … :-). Danke für das interessante Gespräch! 


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Anmerkung der Redaktion: Tolle Cover, das muss hier mal gesagt werden ... und drei davon stammen sogar vom Autor selbst. :-)