Manchen Autoren fallen Ziegelsteine auf den Kopf, was nachweislich das Risiko einer Schreibblockade erhöht. 

Anderen donnern gleich mehrere »Planet Awards«, bspw. für die Biografie des Jahres 2018, auf die Schädeldecke und trotzdem schreiben sie munter weiter. Nebenbei, der diesbezügliche Siegertitel lautet: »Smith: Mein Leben bis zur Tragödie der Titanic«.

Das preisgekrönte Glückskind, um das es hier geht, trägt den Namen Wolfgang Brunner und zählt mit Sicherheit zu den schreibfreudigsten Autoren, die mir bekannt sind. Schriftstellerisch quasi unsinkbar und auf unterschiedlichsten Genre-Weltmeeren unterwegs, wenn ich das als alter Danpfer-Nerd mal fröhlich anmerken darf.

Die Erstfassung des Interviews hab ich 2017 mit ihm geführt und einem seiner Verlage zur Verfügung gestellt. Inzwischen ist mehr als ein »Brunner-Jahr«, vergangen, neue Werke sind erschienen und gern erfülle ich Wolfgangs Ansinnen, es - in aktualisierter Form - nun im Heimathafen zu verankern.

Freut euch auf jede Menge Infos zu seinen brandneuen Projekten und vielen Dank an Wolfgang für das nette Gespräch.

Hinweis: Die »Planet Awards« werden jährlich vom Radiosender »Radioplanet Berlin« verliehen und das in den unterschiedlichsten Kategorien.

Lieber Wolfgang, erfüllt sich mit der Autorentätigkeit ein lang gehegter Traum, oder hast du früher bereits Bücher auf den Markt gebracht?

Ich kann schon auf sechzehn Publikationen und einige Kurzgeschichten in Anthologien zurückblicken. Nummer Siebzehn erscheint in Kürze. Und dennoch erfüllt sich mit jedem neuen Buch erneut ein Traum. Immer wieder. Ich hoffe, dass sich das niemals ändern wird. Dieses Gefühl ist und bleibt einfach toll.

Hörst du Musik, während du schreibst und falls ja, welche Richtung (bspw. Klassik, Rock, Rap, spezielle Band/s)?

Für mich gilt: Ohne Musik kein Buch. Ich höre alles, was mir gefällt, bevorzugt Filmmusiken, elektronische Musik und Progressive Rock. Mit dabei: unendlich viele Bands, die wahrscheinlich nur sehr Wenige kennen. ;-) Zu jedem Buchprojekt stelle ich mir einen eigenen Soundtrack zusammen. Der umfasst zwischen drei und vier CDs. Die höre ich mir während der Arbeit an. Die Titelauswahl kann man übrigens auf meiner Homepage nachlesen (Rubrik »Musik«).

Wie viel Zeit hast du für dein aktuelles bzw. letztes Werk benötigt - inklusive Recherche?

»Scary Monsters« fand seinen Anfang bereits im Jahr 2016. Ich ließ es zwischendurch aber immer wieder ruhen, bis REDRUM BOOKS Interesse an der Geschichte zeigte. Letztendlich habe ich etwa ein halbes Jahr intensiv daran geschrieben, wobei die Recherchen hierfür relativ einfach waren. Seit meinem zwölften Lebensjahr bin ich Filmfanatiker und vieles, das ich für die Recherche zu dieser Hommage an die Horrorfilme der 80er, 90er und 2000er Jahre benötigte, wusste ich daher schon. ;-)

Schreibst du einfach drauflos und die Geschichte entwickelt sich, oder arbeitest du streng nach einem vorab ausgearbeiteten Skript?

In der Regel kenne ich den Anfang und das Ende. Alles, was dazwischen geschieht, geschieht oftmals spontan und während des Schreibens. Meine Figuren erwachen schon nach wenigen Seiten zum Leben. Ich kann sie zwar an die Hand nehmen und manchmal zu etwas zwingen, aber oft reißen sie sich einfach los und gehen ihre eigenen Wege. Sie entwickeln sich eben und machen Dinge, die man vorher nicht berücksichtigen kann. :-)

Wo schreibst du bevorzugt?

Im Winter am Schreibtisch mit PC, im Sommer auf der Terrasse mit Laptop. Andere Optionen gibt es für mich nicht.

Auf einer Skala von »1« (keimfrei sauber) bis  »10« (gerade noch beherrschbares Chaos): Wie ordentlich sieht es an deinem Arbeitsplatz aus, wenn du in die Tasten hämmerst?

Der Zustand meines Schreibtisches bewegt sich in der Regel zwischen 1 und 10. Bei besonders schwierigen Recherchen oder Vorgängen innerhalb einer Geschichte, ist auch eine 12 möglich. :-) Am Ende der Arbeit versuche ich einigermaßen aufzuräumen. Das gelingt mir aber nicht immer.

Zu welcher Tages- oder Nachtzeit kommen dir für gewöhnlich die besten Ideen?

Immer :-) Ich denke wirklich ständig über irgendetwas nach, das ich schriftstellerisch verwursteln kann. Ideen entwickeln sich oft bei Gesprächen mit meiner Frau, beim Einschlafen und natürlich beim Musikhören. Die Inspirationen schlagen quasi permanent auf mich ein. Deshalb versuche ich, so ziemlich alles aufzuschreiben. Mittlerweile besitze ich drei komplett zerfledderte, vollgekritzelte Notizbücher. Und irgendwann werden sie durchstöbert und ihr Inhalt verwendet.

In der Hinsicht erinnerst du mich an Damon Whitehead. Ständig unter Strom. Allerdings wanke ich erst mal dankend samt Kaffeetasse von dannen, wenn der morgens um 08.01 Uhr von schrägen Ideen für neue Zombie-Romane schwärmt.

Du durstig bei der schriftstellerischen Arbeit. Wer ist dein Favorit? Kaffee, Tee, Kakao, Wodka oder nichts von allem?

Wenn ich arbeite, dann arbeite ich! Nur ganz, ganz selten trinke ich dabei. Dann aber keinen Alkohol.

Naschst du nebenher?

Wenn ich arbeite, dann arbeite ich! Nur ganz, ganz selten nasche ich dabei. :-) Dann aber Schokolade.

Och nööö … das klingt jetzt aber dröge. Kriegt deine Frau wenigstens ab und an ein Küsschen nebenher??? :-D

Meine Frau kriegt immer wieder ein Küsschen zwischendurch. :-) Das macht doch eine tolle Beziehung aus, oder? Gerade die kleinen Gesten sind von so großer Bedeutung. Also, nochmal, meine Frau und Muse kriegt des öfteren einen Kuss.

Was ist dir in der Regel lieber: Ein Spaziergang mit deinem Lieblingsmenschen am Meer bzw. im Wald, oder eine fröhliche Party mit Freunden?

Als junger Mensch fand ich Partys toll, wie so viele. Aber seit einigen Jahren genieße ich die ruhigere Variante, zumindest was die Freizeit betrifft. Spaziergänge in der Natur liebe ich sehr. Wenn dann auch noch meine Frau und mein Sohn dabei sind, ist das Glück perfekt.

Welchen Stellenwert nimmt der Humor in deinem Leben ein?

Einen äußerst großen. Ich habe das Glück, dass meine Frau ebenso humorvoll ist wie ich. Wir lachen viel und gerne. Seit Jahrzehnten begleitet mich in dieser Hinsicht ein wunderschönes Zitat von Charlie Chaplin: »Ein Tag ohne Lächeln ist ein verlorener Tag.« Meine Frau und ich halten uns streng daran. :-)

Du darfst jetzt lachen: Das ist auch eines meiner Lieblingszitate und ich halte mich ebenso streng daran.

Hast du ein oder mehrere Haustiere? Falls ja, was für welche?

Seit einiger Zeit haben wir keine Haustiere mehr. Bis vor kurzem begleiteten uns noch drei Katzen. Als kleiner Junge konnte ich oft einen stolzen Kleinzoo vorweisen (Schildkröten, Fische, Hasen, Meerschweinchen, Mäuse, Katzen, Hund).

Wenn du trotzdem für einen Tag dein Haustier wärst und sprechen könntest: Was würdest du dir unbedingt sagen wollen?

Lass mich raus in die Natur. :-)

Magst du Gartenarbeit?

Da bin ich ein bisschen zwiegespalten. Ich liebe Blumen und Pflanzen, bin aber ehrlich gesagt zu faul, sie zu hegen und zu pflegen. Wenn ich mich dann mal aufraffe, macht es zugegebenermaßen Spaß. Gemeinsam mit meiner Frau habe ich eine ideale Lösung gefunden: Sie ist für die Blühpflanzen zuständig, ich fürs Gemüse. ;-)

Lass mich raten: In eurem Garten existieren deutlich mehr Blumen- als Gemüsebeete :-)

Welcher ist dein bevorzugter Kleidungsstil und warum?

Am liebsten trage ich Jeans, dazu T-Shirts mit Filmmotiven oder ausgefallene (um nicht zu sagen ausgeflippte) Hemden. Ich bin auf keinen Fall ein Typ, der sich von aktuellen Mainstream-Modewellen überrollen lässt. Ich ziehe an, was mir gefällt. Und wenn Andere es nicht mögen, sollen sie einfach woanders hinschauen.

Gute Einstellung … wobei es Männerhemden (bzw. männliche Modesünden) geben soll, bei denen man einfach hinschauen MUSS … ob man will oder nicht. :-D

Was gibt es Positives über deinen derzeitigen Wohnort zu sagen?

Aufgewachsen bin ich in München und habe später lange in Berlin gelebt. Aktuell genieße ich die Vorzüge des Dorflebens. Ich liebe die ländliche Ruhe und Idylle. Die Natur um mich herum inspiriert mich und macht mich glücklich. Das Leben in einer Großstadt hat Vorteile. Ich selbst habe sie genutzt, kann aber zwischenzeitlich darauf verzichten. Heute konzentriere ich mich lieber aufs Wesentliche.

Was möchtest du deinen Fans mitteilen?

Kauft, lest und rezensiert meine Bücher! Und bleibt mir treu. :-)

Was möchtest du deinen Kritikern mitteilen?

Kauft meine Bücher, aber lest und rezensiert sie nicht! Werdet mir untreu. :-(

Verrate uns einen oder zwei deiner Lieblingsfilme (nicht Bücher).

Wenn ich mich entscheiden MÜSSTE, würde ich unter sehr vielen Filmen verschiedenartigster Genres folgende wählen, 

»Blade Runner« von Ridley Scott und »Titanic« von James Cameron.

Was schätzt du an deinen (echten) Freunden am meisten?

Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit. Mehr braucht eine Freundschaft nicht.

Ehrlichkeit ist das A und O. Stimmt.

Du schreibst in unterschiedlichen Genres und legst Wert auf diese Vielseitigkeit. Gibt es trotzdem eine Kategorie, die dir persönlich besonders am Herzen liegt und falls ja, welche?

Ich mag alle Genres. Genau das ist ja mein Problem. ;-) Dieses habe ich aber nicht nur als Schriftsteller, sondern auch als Leser. Sich auf ein Genre zu begrenzen, klingt für mich fürchterlich langweilig. Obwohl es ehrlich gesagt zwei Richtungen gibt, die ich leicht bevorzuge, zumindest als Leser: Horror und Science Fiction.

Was für Projekte stehen als nächstes auf dem Programm?

Momentan überarbeite ich einen Thriller, der auf einem Gefängnisgelände und innerhalb eines Zeitraums von 24 Stunden spielt. Der Roman wird in der ersten Jahreshälfte 2019 bei REDRUM BOOKS erscheinen. Zeitgleich bereite ich die erste Veröffentlichung eines Kinderbuches vor, das derzeit noch von Reneé Donnerstag illustriert wird. Das Buch wird "Vincent" heißen und behandelt die sogenannte Nachtangst von Kindern. Danach mache ich mich an die Arbeit, um eine Zweitauflage meines Horror-Romans „Die Amduat-Pyramide“ vorzubereiten und dann widme ich mich wieder einem neuen Roman mit dem Arbeitstitel „Der Menschenfresser“. Und auch, wenn jetzt einige wieder denken, dass Kannibalenthema wäre längst ausgelutscht, so kann ich ruhigen Gewissens behaupten, dass sich mein Roman in eine andere Richtung bewegen wird, wie die meisten auf dem Markt befindlichen Geschichten zu dieser Thematik. Es wird eher ein Psychothriller werden, also in erster Linie auf die psychischen Zustände des Täters eingehen.

Wenn du eine Rede vor den Vereinten Nationen halten dürftest, um welches Thema würde es vorrangig gehen?

Ganz klar: Weltweiter Frieden ohne politische Machtkämpfe und Religionskriege. Einfach nur Mensch sein und zusammenhalten.

Gibt es einen absoluten Lieblingsschriftsteller, der dich mehr als alle anderen beeindruckt  bzw. geprägt hat?

Ja, Michael Ende. Er fasziniert und beeinflusst mich bis heute. Ihm ist es letztendlich zu verdanken, dass ich Schriftsteller geworden bin.

Erkläre uns das doch kurz genauer.

Ich habe seine Bücher bereits als Jugendlicher verschlungen und immer sehnsüchtig auf seine neuen Werke gewartet. Was ich an Michael Ende liebte, war seine Vielfältigkeit, die sich über Erwachsenenromane über Kinderbücher bis hin zu Theaterstücken erstreckte. Und immer steckte der typische Michael Ende-Touch in seinen Geschichten. Das hat mich schwer beeindruckt. Umso bedeutender war es dann für mich, als ich mein Idol und literarisches Vorbild Ende der 80er Jahre persönlich kennenlernte. Ende unterhielt sich mit mir, las meine Gedichte und Romananfänge und gab mir wertvolle Tipps, so dass sich mein Entschluss, professioneller Schriftsteller zu werden, immer mehr festigte. Noch heute besitze ich einen handgeschriebenen Brief von ihm an mich. Er ist leider viel zu früh verstorben. Ich bin sicher, er hätte noch viele bedeutende Werke geschrieben.

Bitte gib uns noch einen gut gemeinten Ratschlag fürs Leben.

Kümmert euch nicht um Statussymbole, Geldgier und Intrigen. Konzentriert euch auf das Wesentliche im Leben: Die Liebe und das Glücklichsein. Mehr braucht man wirklich nicht. Ich weiß, wovon ich spreche. :-)

Absolut. Wahre Liebe ist Glück -  und dazu völlig kostenlos. Ich danke dir fürs Gespräch. Weiterhin viel Erfolg mit deinen Werken!

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