Autoreninterview / Tommy Herzsprung


Mein heutiger Interviewgast schreibt erfolgreich im Genre "Gay Romance". Seine spannenden und erotischen Werke - rund um die Liebe und damit das schönste Gefühl der Welt - sind überaus beliebt, genauso wie seine Postings in den Sozialen Medien. Mal witzig, mal nachdenklich und fast immer tiefsinnig, "beackert" er dort die unterschiedlichen Sparten des menschlichen Daseins und gewährt Einblicke in seinen persönlichen Alltag. Sehr zur Freude der zahlreichen Fans, denn dadurch fällt er in die Kategorie "Autor zum Anfassen".

  

Euch wie immer viel Spaß beim Interview und von mir einen lieben Dank an "Mr. Bratislava" fürs Gespräch. 



Lieber Tommy, erfüllt sich mit der Autorentätigkeit ein lang gehegter Traum oder hast du bereits früher Bücher auf den Markt gebracht?

 

Ich hab schon immer geschrieben. Erst in der Schülerzeitung, dann habe ich Journalismus studiert. Anschließend arbeitete ich als Redakteur im TV- und Printbereich. Hmm, ich kann gar nichts anderes, als Autor zu sein. Und dass ich mittlerweile hauptberuflich Romane schreibe, ist natürlich mega. Ich liebe es!

 

Was die Hauptberuflichkeit betrifft: So soll es im Idealfall wohl sein. :-D Hörst du Musik, während du arbeitest und falls ja, welche Richtung?

 

Nein, ich brauche absolute Ruhe. Aber ich habe beim Schreiben Songs im Kopf. Jedes Buch besitzt seinen eigenen Soundtrack. Die Titel kommen einfach zu mir. Ich habe keinen Einfluss darauf, welche! Privat höre ich meist Black-, Doom- und sonstigen Metal.

Zu welcher Tages- oder Nachtzeit kommen dir für gewöhnlich die besten Einfälle?

 

Kann ich nicht sagen. Bei mir gibt’s feste Arbeitszeiten. Ich fange gegen 09:00 Uhr morgens an und höre etwa um 19:00 Uhr abends auf.

 

Soviel Disziplin an einem Stück wünschte ich mir auch, lach. Legst du nach "Ideen-Erhalt" gleich los und die Story entwickelt sich oder arbeitest du streng nach einem vorab ausgearbeiteten Skript?

 

Meistens entwickelt sich die Geschichte. Bin nicht so der Planer.

Wo schreibst du bevorzugt?

 

Immer am Tisch im Wohn- und Esszimmer. Ich besitze keinen Schreibtisch.

Auf einer Skala von "1" (keimfrei sauber) bis "10" (gerade noch beherrschbares Chaos): Wie ordentlich sieht es an deinem Arbeitsplatz aus, wenn du in die Tasten hämmerst?

 

Hmm, nehmen wir mal ne 2. Keimfrei sauber ist es nicht. Bisschen Staub liegt da schon ab und an auf dem Tisch. Sonst aber nichts. Brauche Ordnung, um meine Gedanken zu strukturieren.

Du durstig bei der schriftstellerischen Arbeit ... Wer ist dein Favorit? Kaffee, Tee, Kakao, Bier oder nichts von allem?

 

Ich trinke zwei Flaschen Wasser. Und mittags einen Kaffee. Langweilig, ich weiß, aber so ist’s.

Zwei Flaschen Wasser täglich klingt gut. Und gesund. Viele Menschen nehmen zu wenig Flüssigkeit zu sich, besonders Autoren im Schaffensrausch ... ;-) Naschst du nebenher?

 

Kurze Antwort: Nein. Höchstens mal eine Banane (ich kann nicht ohne).

 

Hältst du ein oder mehrere Haustiere? Falls ja, was für welche?

 

Ich liebe meinen Hund, Herrn König. Er ist wie alle Hunde, der tollste Vierbeiner der Welt.

Was ist dir in der Regel lieber: Ein Spaziergang mit deinem Lieblingsmenschen am Meer bzw. im Grünen oder eine fröhliche Party mit Freunden?

 

Definitiv der Spaziergang. Ich liebe die Stille, den Rückzug, den Wald, das Laufen mit Herrn König..

Welchen Stellenwert nimmt der Humor in deinem Leben ein?

 

Also ich kann schon mal lustig sein und Fun haben, dennoch würde ich mich nicht als Spaßvogel bezeichnen. Ich selbst halte mich eher für nachdenklich.

Magst du Gartenarbeit?

 

Ja, sehr. Ich mag die Natur und meinen kleinen Garten, in dem diese Natur noch ursprünglich sein darf.

 

Welcher ist dein bevorzugter Kleidungsstil und warum?

 

Ich mache mir ziemlich wenig aus Mode. Wichtig ist mir nur, dass ich mich wohlfühle. Das das tue ich meist in Schwarz.

 

Was gibt es Positives über deinen derzeitigen Wohnort zu sagen?

 

Ich lebe direkt am Wald, kann sofort ins Grüne. Dennoch komme ich recht schnell in die nächstgelegene Stadt.

Praktisch. Was möchtest du deinen Fans mitteilen?

 

Danke fürs Unterstützen, fürs Lesen meiner Bücher. Schön, dass es euch gibt!

 

Apropos Fans: Du postest regelmäßig längere Beiträge in den sozialen Medien und auf der eigenen Website. Oftmals geht es um Themen fernab der Autorentätigkeit, bspw. die Herausforderungen in einer Partnerschaft, Einsamkeit im Alter, die noch immer bestehende Ausgrenzung von Schwulen und Lesben usw.. Ich lese die Beiträge gerne und einer davon ist mir besonders gut im Gedächtnis geblieben. Du hast darin von deiner Ausbildung zum Sterbehelfer berichtet. Erst einmal: Hochachtung! Ein solches Ehrenamt stellt ein ethisch wertvolle Tätigkeit dar und ist längst nicht für jeden Charakter geeignet. Was hat dich bewogen, diesen außergewöhnlichen Schritt zu gehen?

 

Weihnachten 2017 bekam ich ein Riesen-Sammelpaket von den LeserInnen geschickt. Und boah, so viele Weihnachtsgeschenke habe ich selbst als Kind nicht bekommen. Natürlich hat mich das total geflasht und berührt. Allerdings hat es mein Herz auch schwer gemacht. Denn da waren so viele schöne Dinge, so viele Leckereien und Süßigkeiten, so viele feine Leckerlis für Herrn König, dass es sich für mich nicht richtig angefühlt hat. Ich empfand Beschämung oder so was in der Art. Und je länger ich die Sachen gesehen habe, umso unwohler war mir beim Gedanken, alles zu behalten. Nun ja, jedenfalls habe ich überlegt, wie ich die Dankbarkeit, die mir geschenkt wurde, in etwas verwandeln kann, das sich auch für mich okay anfühlte. Am Ende habe ich einen Großteil unter Obdachlosen und an Tierheime verteilt. Von da an wusste ich, dass ich mich mehr sozial engagieren will. Und eines Tages kam die Thematik Sterbebegleitung zu mir. Irgendwie. Nicht ich habe sie mir ausgesucht, die Aufgabe kam zu mir. Erst hatte ich einen Mordsrespekt davor, doch ich liebe Herausforderungen und weiß: Nichts im Leben ist so sicher wie der Tod. Selbst wenn wir das ständig verdrängen. Also habe ich es gemacht. Und bin heute sehr dankbar dafür. Es ist eine wichtige und bewegende, aber auch nicht immer einfache Sache.

 

Das glaube ich dir. Im Übrigen eine wirklich berührende Hintergrundstory ...

 

Harter Cut. Verrate uns einen oder zwei deiner Lieblingsfilme.

 

"Drei Farben. Blau."

 

Oh, den Streifen kenn ich nicht. Aber wozu gibt’s das Internet? Hier ein paar Eckdaten für die wenigen Ahnungslosen, denen es ähnlich geht: "Drei Farben. Blau." stellt den ersten Teil einer Spielfilm-Trilogie dar, mit Juliette Binoche in der Hauptrolle. Laut Wikipedia ein interessanter Film über das Leben, die Liebe, die Erinnerung und das Vergessen … Klingt kaum nach Mainstream, dafür tiefgründig.

 

Was schätzt du an deinen (echten) Freunden am meisten?

 

Dass sie mich der Mensch sein lassen, der ich bin.

 

Was für ein Projekt steht als nächstes auf dem Programm?

 

Aufs Klo flitzen. Ich muss gerade pieseln, will aber das Interview noch beenden; lol! Doch es ging wohl eher um Bücher, schon klar. Verrate ich nicht. Ich spreche nicht so gerne über Pläne.

 

Alles gut, irgendeine Macke muss ein Erfolgsautor schließlich haben. Geh pieseln. Ich warte.

 

Liebe Leser, eine Sekunde Geduld bitte! Wir führen dieses Gespräch (Augenzwinkern) am Flughafen von Bratislava, Slowakei, gleich in der Nähe der Toiletten.

 

37 Minuten später …

 

Ah, da ist er wieder, der Herr Herzsprung, und weißt du was? Da wir eh hier rumstehen, erzähl doch mal, was das Schöne an dieser Stadt ist, in der du laut eigenen Angaben bereits zweimal in Urlaub warst? Einmal davon sogar in einem Hostel ... hüstel. Ich will ja nicht unken, aber ich kenne Bratislava bisher nur aus einem wirklich bööösen Horrorfilm ... und der hieß "Hostel", lach.

 

Bratislava ist ein Schmelztiegel der Kulturen und steckt voller Überraschungen. Doch im Grunde liebe ich den gesamten Osten Europas. Seit Jimmy und ich dort einmal einen Monat mit dem Rucksack durch alle möglichen und unmöglichen Hostels gezogen sind, zieht es mich immer wieder in diese Region. Vor allem Ljubljana in Slowenien ist sooo toll! Kultur und Kunst symbolisieren dort quasi die Lebensart. Im Sommer verwandelt sich Ljubljana oft in eine einzige große Festivalbühne. Das ist großartig.

 

Klingt spannend. Vielleicht eine Anregung für alle, die noch nach einem derartigen Urlaubsziel suchen.

 

Zurück zum Thema Literatur. Existiert ein absoluter Lieblingsschriftsteller, der dich stärker als alle anderen beeindruckt, bzw. geprägt hat?

 

Nein. Ich habe keine Vorbilder. Ich mag viele Autoren. Und unbewusst lasse ich mich wohl auch inspirieren. Aber eigentlich mache ich einfach mein Ding. Ich liebe diese Freiheit. So wie ich grundsätzlich jede Form der Freiheit zu schätzen weiß.

 

Freiheit ist immens wichtig im Leben, sehr wahr. Gib uns zu Abschluss bitte noch einen Lebensweisheit mit auf den Weg.

 

Ach, das mit den Lebensweisheiten ist so eine Sache. Im Grunde muss jeder seine eigenen Erfahrungen machen. Und ich hoffe, er macht sie. Wenn du mich fragst, ist die Angst einer unserer größten Gegner. Ich persönlich versuche, ihr stets die Stirn zu bieten und mich nicht von ihr lähmen zu lassen. Ich will so vieles erleben, ausprobieren, fühlen … ja, vielleicht auch mal auf die Nase fallen. Das Leben ist zu kurz, um immer nur den gewohnten Gang zu gehen.

 

So ist es. Danke fürs Gespräch!


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Tipp: Auf YouTube findet ihr die Trailer zu Tommys letzten Neuerscheinungen "Fight To Love Again" und "Forever".